Das Verhältnis zur Kirche

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Die fränkische Kirche hatte durch die enge Verbindung mit dem Königtum
Reichtum und großen Einfluss erworben. Neben den Einkünften aus ihren Besitzungen zog sie von allen Bewohnern des Landes den Kirchenzehnten ein. Die
Mittel, die sie auf diese Art und Weise zur Verfügung hatte, verwendete sie zu
einem großen Teil auf die soziale Fürsorge. Damit konnte sie ihren Einfluss unter
den breiten Massen steigern. In den Zeiten wirtschaftlicher Not und während der
jahrelangen Kämpfe war die Kirche für die verarmten und von den Adligen gepeinigten Menschen oft die letzte Zuflucht.

Im 8. Jahrhundert wurde das Christentum auch zu den ostwärts des Rheins
wohnenden Friesen und Hessen gebracht. Dabei spielten angelsächsische Missionare eine besondere Rolle. Das Papsttum unterstützte diese Mission, um den Einflussbereich der katholischen Kirche zu erweitern. Die fränkischen Könige legten der Mission nichts in den Weg, da sie ihren politischen Absichten entgegenkam. Der bedeutende angelsächsische Missionar Bonifatius hat jahrzehntelang die Mission
im Innern Deutschlands betrieben (man -bezeichnet ihn deshalb auch als
Apostel der Deutschen). Unter Karl dem Großen begann eine neue Etappe im
Verhältnis der fränkischen Könige zur Kirche und zum Papsttum. Karl war
der mächtigste Herrscher in Europa geworden, und zum äußeren Zeichen
seiner Macht ließ er sich vom Papst in Rom zum Kaiser krönen. Das geschah bei
der Weihnachtsmesse des Jahres 800. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Karl die
Form der Krönung zum römischen Kaiser nicht angenehm war, denn er wollte
Kaiser der Franken werden. Außerdem erhob der Kaiser des Byzantinischen
Reiches immer noch Anspruch auf Anerkennung im ganzen Gebiet des früheren
Römischen Reiches. Erst im Jahre 813 hat Byzanz Karl als Kaiser des Weströmischen Reiches anerkannt.

Für die Innenpolitik und das Verhältnis zwischen Kaiser und Kirche musste die
Krönung und Anerkennung durch den Papst allerdings die günstigsten Folgen
haben. Der Kaiser, der als Beschützer der Kirche des katholischen Westens auftrat,
konnte als König der Franken um so selbständiger in die Belange der Reichskirche eingreifen.

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