Bauwesen Gotik im Mittelalter

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Mit Beginn des 13. Jahrhunderts dringt ein neuer Stil, die Gotik in unsere Baukunst ein. Von Nordfrankreich her kommt sie zuerst in die rheinischen Städte, wird aber sehr bald auch an Elbe und Donau heimisch. Um 1250 hat sie den romanischen Stil völlig verdrängt.

Der Name Gotik hat mit den Goten nichts zu tun. Ein Italiener des 16. Jahrhunderts hat ihn zuerst gebracht, um damit der Barbarenkunst des Nordens seine Verachtung auszudrücken.

Schwer und wuchtig stehen die romanischen Bauten auf der Erde, die gotischen aber steigen leicht und schlank in ragende Höhen empor. Alle Linien der Gotik weisen nach oben, zu Gott. In diesen Bauten lebte die heilige Gottesbegeisterung der Kreuzzugszeit fort, aus der Gotik sprechen die glühende Frömmigkeit eines heiligen Bernhard und eines heiligen Franziskus. Nur Menschen, die ganz von dem Gedanken an das Jenseits durchdrungen waren, konnten solche Kirchen bauen.

An dem Grundriss der romanischen Kirche hat die Gotik nichts geändert. Nur der Chor ist bedeutend erweitert. Er dient auch jetzt, wie schon früher, zur Aufnahme des Hauptaltares, aber er ist durch die Quermauer des „Lettner“, der die Geistlichkeit  von den Laien scheiden soll, von dem Hauptschiff der Kirche getrennt. In dieser Absonderung der Geistlichen von der Laienwelt spricht sich das hohe Ansehen des Priesterstandes aus, wie es der Auffassung einen Gregor VIII. oder eine Innozenz III. entspricht.

Wie ein steinerner Wald ragen im Innern der gotischen Kirchen Säulenbündel und Pfeiler empor und tragen ein Spitzbogengewölbe in schwindelnder Höhe. Und wie genau berechnet und sinnreich verteilt ist die Belastung der einzelnen Teile! Da laufen vom zentnerschweren Schlussstein im Gewölbescheitel die Gewölberippen zu den Pfeilern des Hauptschiffes, die durch Säulen verstärkt sind. Kühne Strebenbogen, die über die Nebenschiffe hinwegführen, nehmen den Pfeilern einen Teil der Last ab und übertragen sie auf die Strebenpfeiler, die der Außenwand der Kirche angebaut sind. Die Wände des Domes selbst brauchen keine Last zu tragen; deshalb konnte man hohe, spitzbogige Fenster anbringen, durch deren Glasgemälde aber nur gedämpftes Licht dringt. Ein eigenartiges Halbdunkel lädt deshalb zu innerer Sammlung ein.

Spitzbogen und senkrechte Linien kennzeichnen das Äußere des gotischen Baues. Über den mit Statuen geschmückten hohen Portal sind Fenster angebracht, entweder rechteckige mit Spitzbogen oder runde in der Form der Rosette. Riesige Türme übertragen den steilen Dachziegel und endigen im vielfach durchgebrochenen Turmhelm. Freilich sind viele dieser Türme nicht mehr ausgebaut worden und Stümpfe geblieben. Und welch reicher Schmuck ziert die gotischen Dome! In jeder Nische thront eine Statue, vom Dache recken sich die schreckhaften Fabelwesen der Wasserspeier vor, die Turmhelme wimmeln von Krabben, die Fenster zeigen feingliedrige Wimperge, alle Spitzen enden in Kreuzblumen überall erscheint das Maßwerk, der Hauptschmuck der Gotik.

Die gotischen Dome sind vor allem ein Kennzeichen der großen Reichsstädte. Bürgerfleiß und Bürgerfrömmigkeit haben sie geschaffen. Sollte ein Dom erbaut werden, so bildete sich eine Dombauhütte, eine Vereinigung von Meistern unter der Führung einen Parliers (Sprecher). Jeder Meister hatte ein bestimmtes Zeichen, womit er sich in seinen Werken zu erkennen gibt. Der Baumeister aber pflegte sich gern als dienende Gestalt zu Füßen des Heilands am Dome zu verewigen. Hunderte von Jahren hat man an diesen Domen erbaut, manche harren heute noch ihres völligen Abschlusses.

Nachhaltiger als der romanische Stil hat der gotische auf weltliche Bauten eingewirkt. So ist die stolze Marienburg im Ordensland ein gotischer Bau. Gotisch sind auch viele Rathäuser und Bürgerhäuser in den Städten. An der schmalen Front, dem angebauten Erker und dem Treppengiebels sind leicht zu erkenne.

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