Polen im Mittelalter

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Zwischen Weichsel und Oder lebten im Frühmittelalter slavische Stämme, die sich im achten und neunten Jahrhundert zusammenschlossen. Das Fürstengeschlecht der Piasten konnte Groß- und Kleinpolen, Masowien, Schlesien und Pommern, zeitweise auch die Lausitz, Mähren und Ruthenien unter seine Herrschaft bringen. 966 ließ sich Mieszko I. taufen; im Jahr 1000 entstand eine kirchliche Verwaltungsstruktur mit dem Erzbistum Gnesen und mehreren Bistümern. 1025 ließ sich der Fürst Boleslav Chrobry zum König krönen. Auf diese Höhepunkte folgte eine Epoche des Niedergangs. Ab 1138 wurde der polnische Staat unter den Mitgliedern des Piastenhauses aufgeteilt. Die so entstandenen Teilfürstentümer trieben eine eigene Politik. Ihre internen Streitigkeiten schwächten den polnischen Staat, der u.a. den Einfällen der Mongolen (1241 Schlacht bei Liegnitz) nicht erfolgreich entgegentreten konnte. Versuche einzelner Mitglieder des Piastenhauses, dem Zerfall gegenzusteuern, waren lange erfolglos. Die 1230 durch Herzog Konrad von Masowien erfolgte Übertragung des Kulmer Landes an den Deutschen Orden war die Grundlage für die Entstehung eines Ordensterritoriums in Preußen.

Die erneute Einigung ging von Großpolen aus; initiativ waren vor allem Adel und Klerus. 1295 wurde der Herzog von Großpolen zum König gekrönt. Zwischen 1300 und 1306 herrschten die Könige Wenzel II. und Wenzel III. von Böhmen auch in Polen. 1320 ließ sich Herzog Wladyslaw von Kujavien zum König von Polen krönen. Auf ihn folgte sein Sohn Kasimir III. (1333-1370), der 1335 an Johann von Luxemburg, König von Böhmen, der bis dahin selbst den Titel eines Königs von Polen geführt hatte, die Oberherrschaft über die zahlreichen, von Piasten beherrschten Herzogtümer in Schlesien abtreten mußte. 1370 fiel der Thron an Kasimirs Neffen König Ludwig von Ungarn. Dessen Tochter und Erbin Hedwig heiratete den Großfürsten Jagiello von Litauen, der sich taufen ließ, den Namen Wladyslaw annahm und 1386 zum König von Polen gekrönt wurde. Das so entstandene Großreich Polen-Litauen konnte erfolgreich eine aktive Politik in Mitteleuropa und gegenüber den Nachbarn im Osten treiben. Im Inneren gewann der von den Königen privilegierte Adel sehr stark an Einfluß. Es begann der Weg, der Polen in der Neuzeit zu einer Adelsrepublik mit einer vom Parlament gewählten monarchischen Spitze werden ließ.

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