Püsterich

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Püsterich (nddt. Puster, Püster; v. mndd. pusten {lautmalerisch} = Luft geräuschvoll aus den gespitzten Lippen ausstoßen; mlat. sufflator; im 16. Jh. Pustericus genannt). Hohle Bronzefigur eines nackten, dickbäuchigen, knieenden Mannes, der mit aufgeblasenen Backen und gespitzten Lippen Luft oder Flüssigkeit auszublasen scheint. Wesentliche Teile scheinen zwei verschließbare Öffnungen im oberen Körperbereich zu sein, die wohl zur Füllung bzw. zum Ausblasen dienten. Eine Figur dieser Art hat Albertus Magnus (13. Jh.) beschrieben und sie als Vorrichtung zur Erzeugung und zum Versprühen von Wasserdampf gedeutet: ” … Es werde mit Wasser gefüllt und nachher durch Holz an jeder der beiden Öffnungen kräftig verschlossen. Man setzt es auf ein sehr starkes Feuer, dann entsteht Dampf im Gefäß, dessen Kraft durch eine der beiden verschlossenen Öffnungen wieder hervorbricht.” Nicht klar ist, was die Zweckbestimmung der Figur war: ob sie ein Götzenbild war (das durch seinen heißen Hauch böse Dämonen vertrieb?), ein Dampferzeuger zur Publikumsunterhaltung oder ein physikalisches Demonstrationsmodell war, oder ob sie einem noch unerkannten Zweck diente. Eine Fehldeutung ist wohl die Benennung als “Blasehilfe beim Feuermachen”. Figuren dieser Art waren schon in der Spätantike bekannt.

Das wohl bekannteste Exemplar ist der sog. “Sondershäuser Püsterich” aus dem 13. Jh., mit 57 cm Höhe ca. 8 ltr. Fassungsvermögen. Er wurde um die Mitte des 16. Jh. in der Ruine der Rorhenburg im Kyffhäusergebirge gefunden und ist im Schlossmuseum zu Sondershausen (N-Thüringen) verwahrt. Als weiteres Beispiel sei der “Wiener Püsterich” genannt (25 cm Höhe, 12. Jh., Kunsthistorisches Museum Wien).

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