Antidotarium

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Antidotarium (liber antidotarii; v. lat. antidotum = Gegengabe, Gegenmittel, Gegengift; Sonderform des Rezeptars). Antidotarien waren mittelalterliche Sammelschriften zu Arzneimittelzubereitungen, die sich hauptsächlich gegen Vergiftungen richteten.

Um das Jahr 1000 entstand der “Canon medicinae” des Avicenna (980-1037), dessen Buch V. ein Antidotarium darstellt und das Endes des 12. Jh. von Gerhard von Cremina in Toledo ins Lateinische übersetzt wurde.

Wahrscheinlich aus dem frühen 12. Jh. stammt – als erstes abendländisches Antidotarium – das “Antidotarium Nicolai” (Rezeptsammlung eines salernitanischen Arztes Namens Nicolaus (Meister Nikolaus, N. Salernitanus); seit der Mitte des 16. Jh. oft fälschlich dem Nikolaus Praepositus zugeschrieben und bis ins 18. Jh. von Bedeutung. Die einzelnen Abschnitte befassen sich in formelhaften Wendungen mit Namen, Namenserklärung, Indikation, Ingredienzien, Gewichts- bzw. Volumenangben, Herstellungs- und Gebrauchsanweisungen. Die Anordnung ist alphabetisch. Das Werk galt lange Zeit als offizielle Pharmakopoe, war also richtungsweisend für die Herstellung zusammengesetzter Arzneimittel. Es umfasste ursprünglich 142 Rezepte und wurde fortlaufend ergänzt, bis es im Spätmittelalter endlich 2.650 Rezepte enthielt. Bedeutsam ist die Sammlung auch dadurch, dass darin alle Gewichtsangaben in dem Bezugsmaß “Gran” gemacht waren, und alle anderen Gewichtsgrößen in Gran umgerechnet, also vereinheitlicht wurden.

Ein vielverwendetes Herbar und Rezeptar des 12. Jh. war das Arzneibuch des Bartholomaeus, “Introductiones et experimenta mag. Bartholomei et in practicam Ypocratis, Galeni, Constantini, grecorum medicorum”.

Eine andere weitverbreitete Rezeptsammlung war das “Antidotarius magnus Galeni secundum ordinem alphabeti” eines anonymen Autors (um 1190).

Im 13. Jh. verfasste der wohl gelehrteste Arzt seiner Zeit, Johannes von St. Amand, kompendiöse, lexikalisch geordnete Schriften über das galenische und hippokratische Medizin- und Arzneiwissen (“Expositio super antidotarium Nicolai”, “Materia medica”, “Revocativum memoriae”, bestehend aus den den drei Teilen “Aureolae” {Kompendium der Pharmakologie mit einer getrennten, Auflistung von Einzelwirkstoffen/simplicia und zusammengesetzten Präparaten/composita}, “Concordantiae” {Lehrsätze Galens und Avicennas zur Pathologie} und “Abbreviationes librorum Galeni” {Übersicht über die Lehren von Galen und Hippokrates}).

Arnaldus de Villanova (1235 – 1312) schrieb heilkundliche Abhandlungen, die nicht nur auf überkommenen Schulmeinungen, sondern auch auf eigenen Beobachtungen basierten “Breviarium”, “Practica”, “Parabolae medicationis”).

Ein Zeitgenosse des Arnaldus, Bernhard von Gordon (geb. um 1283), Lehrer an der Medizinschule von Montpellier, schrieb eine “Lectura de prognostica et natura morborum”, das “Lilium medicinae”, die vierbändige “De phlebotomia, de urinis, de pulsibus, regimen sanitatis” und andere Lehrbücher.

Nikolaus Praepositus, geboren in Tours, später Apotheker in Paris, verfasste um 1490 das “Dispensarium ad aromatarios”, ein für lange Zeit verbindliches Handbuch der Pharmazie (erhalten in einer Handschrift und mehreren Druckauflagen).

In der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstand ein Synonymen-Lexikon aus dem Zisterzienserkloster Aldersbach; dieses “Vocabularium medicum latino-germ.” beginnt mit “Aqua vite est geprannter wein” und “Alembicus est instrumentum, per quem destilletur aqua herbarum, est rosenhuet” und enthält Begriffe aus den Wissensbereichen von Arzneimitteln, Arzneigefäßen, Drogen, Krankheitsbezeichnungen, Apothekengewichten und Kräutersammeln.

Daneben kursierten viele lateinische und volkssprachliche Sammelhandschriften anonymer Herkunft unter Titeln wie: “Nomina herbarum”, “Vocabularium herbarium”, “Nomina remediarum”, “Geheimnisse der Medizin”, “Praktische Medizin”, “Antidotarium”, “Receptarium”, “Schatz der Armen” usf.

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