Biene

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Biene, Honigbiene (mhd. bin, bine, peine, honec-trage, imbe; lat. apis; zool. Apis melliferata). Die Biene als das bekannteste und wirtschaftlich bedeutendste Haustier aus dem Insektenreich, war – wie schon seit Jahrtausenden bei anderen Kulturvölkern – etwa seit dem 4. Jh. u.Z. auch in Mitteleuropa bekannt, wie die Metbereitung der Germanen sowie Funde von Klotzbeuten und Rutenstülpern belegen.

Eine antike Vorstellung ging dahin, dass Bienen ihre Brut nicht zeugten, sondern von den Blüten einsammelten; darauf beruhte wohl das Bild von der Biene als Symbol der Keuschheit und Jungfräulichkeit. – Einer anderen Vorstellung der Antike folgend behauptet Konrad v. Megenberg (14. Jh.), dass Bienen aus Aas, speziell aus den Bäuchen von Auerochsen, entstünden; diese Ansicht beruht auf einer Verwechslung mit der Mistbiene, einer bienenähnlichen Schwebfliege.

Von Hippokrates stammt die Beobachtung, dass die Einnahme von Honig die Leistungskraft von Athleten steigert. Das Kittharz (Propolis) der Bienen erwähnt er als Heilmittel für Wunden und Geschwüre. Das von Honigbienen an Knospen und Wunden von Bäumen gewonnene Material soll auch im Mittelalter für medizin. Zwecke genutzt worden sein. (Der grch. Name pro polis bedeutet vor [der] Stadt und rührt daher, dass das Harz besonders in der Nähe des Fluglochs, also noch vor dem eigentlichen Bau gefunden wurde.)

Im Mittelalter waren es zunächst die Klöster, die sich mit der Bienenzucht befassten, nicht zuletzt wegen ihres großen Bedarfs an Kerzenwachs. Auch in der nicht-klösterlichen Wirtschaft ging man von der Waldimkerei (Zeidlerei) zur Hausbienenhaltung über (s. Imkerei). Schon um 800 hatte Karl d. Gr. die Anlage von Imkereien an seinen Hofgütern befohlen. Der angelsächsische Kirchenvater Adhelmus (639-709) beschreibt in seinem Werk “De laudibus virginitatis” Bienenkörbe als “Hütten, die aus zierlichen Ruten zusammengeflochten oder die aus geschälten Rinden zusammengenäht sind.” Thietmar von Merseburg berichtete (um 1000) bereits von dem Beruf eines Imkers (“magister apium”).

Schutzheilige der Imker, Lebzelter und Wachszieher waren Ambrosius von Mailand und Bernhard von Clairvaux (wegen seiner Beredsamkeit “Doctor mellifluus” genannt). Sie wurden beide attributiv mit einem Bienenkorb dargestellt, wohl um ihren übergroßen Fleiß bei der Arbeit für den Herrn zu verbildlichen.

In der Volksmedizin galt ein Bienenstich als heilsam für Gicht, eine Salbe aus Honig und pulverisierten Bienen sollten gegen Haarausfall helfen und eine Frau, die eine Biene aß, nicht schwanger werden (auch umgekehrt: unfruchtbare Frauen sollten Bienen verzehren, um schwanger zu werden). Auf Schwellungen infolge von Bienen- und anderen Insektenstichen sollte man kalten Stahl drücken.

Dem mittelalterliche Aberglauben zufolge konnten Bienen gute und schlechte Menschen unterscheiden, Glück und Unglück, das Wetter und Ernteerträge vorhersagen u.a.m. So stachen sie unkeusche, streitsüchtige oder fluchende Menschen, verschonten aber die tugendsamen; einem Haus, an dem sich ein Bienenschwarm niederließ, stand eine Feuersbrunst bevor; tagsüber schwärmende Bienen ließen gutes Wetter erwarten, blieben sie jedoch im Stock, so drohten Gewitter; eine Bauernregel lautet: “Fliegen die Bienen um Cäcilia (22. November), so ists nächste Jahr ein Hungerjahr.”

In der Kriegsführung nutzten Belagerte wie Belagerer Bienenstöcke, die sie mit Wurfmaschienen unter die jeweiligen Gegner schleuderten, um durch die gereizten und aggressiven Bienen Verwirrung zu stiften.

( s. Bienenkunde, Bienenrecht, Bienensegen s. Beschwörungsformel, Bienenwachs)

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