Blut

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Blut (mhd. bluot, pluot; grch. haima; lat. sanguis). Die lebenswichtige Bedeutung des Blutes war dem Menschen von Anfang an bewusst, schwächte doch Blutverlust ein verletztes Tier oder Menschenwesen bis hin zum Tod. Im Blut glaubte man die Lebenskraft eines Menschen oder Tieres enthalten. Gelehrte der Antike, auf deren Theorien mittelalterliche Denker aufbauten, erklärten Blut zu einem der vier Körpersäfte, durch deren Mengenverhältnis und Reinheit Temperament, Physiologie und Pathologie des lebenden Organismus´ bedingt waren. Aus dieer Grundannahme wurde abgeleitet, dass mit einem Blutentzug schädigende Materie aus dem Körper zu entfernen war, dass Einnahme oder äußerliche Anwendung von frischem Blut (z.B. Aderlassblut gesunder Jünglinge, Blut enthaupteter Delinquenten oder gewisser Tiere) von heilender Wirkung waren. So suchte man einerseits mittels Aderlass, Schröpfköpfen und Blutegeln sich von übler Materie zu befreien, und andererseits durch Behandlung mit reinem Blut allerlei Siechtümer – vor allem Lepra, Fallsucht, Gicht und Blindheit – zu heilen, Stärke und Jugend zu erlangen oder Liebeszauber zu üben. Genesende und Alternde sollten eine Diät erhalten, welche von Feuchte und Wärme bestimmt und dadurch zur Bildung von gutem Blut geeignet war; empfohlen wurden in diesem Sinne Milch, Honig, Wein, getrocknete Früchte und heiße, feuchte Kräuter und Salate wie Borretsch oder Fenchel. Das Seelenheil glaubte man durch die Aufnahme von Christi Blut bei der Hl. Kommunion zu fördern.

Die Volksmedizin kannte uralte äußerliche wie innerliche Heilanwendungen für das von Menschen (besonders von Hingerichteten) oder Tieren gewonnene Blut und für Eigenblut. Die Anwendungen richteten sich gegen Aussatz oder Warzen, Gicht oder Fallsucht – also gegen jede denkbare Art von Gebresten. – Damit Aderlassblut nicht zu Schadzauber gegen den Purgierten verwendet werden konnte, wurde es sorgfältig beseitigt. – Auf den Blutaberglauben mögen Morde im Mittelalter – vor allem an Kindern – zurückzuführen sein, und wurden zur Ursache von Verfolgungen von Juden und Zigeunern, die man des Blutfrevels beschuldigte.

In der menschlichen Ernährung des Mittelalter verwendete man das Blut der Schlachttiere in Blutwürsten, wohl auch in Soßen und Pasteten.

Entsprechend seiner großen Bedeutung für Gesundheit und Leben spielte Blut eine Rolle im Aberglauben. Mit dem eigenen Blut wurde ein Pakt mit dem Teufel unterschrieben. – Durch das Trinken des Blutes eines Menschen oder Tieres verleibte man sich dessen seelische und/oder körperliche Kräfte ein. – Als Liebeszauber galt, der begehrten Person Tropfen vom eigenen Blut zu trinken zu geben. – Unschuldig vergossenes Blut hinterließ untilgbare Spuren, konnte nicht abgewaschen oder von Gras überwachsen werden; das gleiche galt für das Blut von Leuten, die der Teufel geholt hatte. –

(s. Abendmahl, Aderlass, Blutegel, Blutschau, Blutstillung, Blutwunder, Diätetik, Elemente, Geblüt, Komplexionen, Medizinischer Kannibalismus, Menstruation, Physiologie, Puls, Säftelehre, Schröpfen, spiritus, Stammbaum, Syzygie, Temperamente)

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