Bolus Armenicus

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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bolus Armenicus (terra armena, t. armenia; Bolus rubra). Aus der Levante und aus Armenien wurde seit dem 11. Jh. eine äußerst feinkörnige Tonerde (das Verwitterungsprodukt von Silikatgesteinen) nach Europa importiert. (Ärzte der grch. und röm Antike hatten seit ca. 60 u.Z. schon Heilerde von der Insel Lemnos bezogen.) Sie wurde innerlich und äußerlich angewandt (als Aufschwemmung bzw. als Pulver oder Breiumschlag), ist von homogener, teigiger Konsistenz, durch Eisenoxid rötlich oder gelb gefärbt, enthält viele Mineralien und Spurenelemente. Die medizin. Wirkung beruht auf der pulverig-feinen Korngröße (Ø weniger als 0,002 mm) und damit einer großen Absorptions-Oberfläche. (Ein Gramm Tonerde hat in trockenem Zustand eine Oberfläche von ca. 12 m², in gequollenem Zustand über 600 m² !). Sie wirkt bei innerlicher und äußerlicher Anwendung (als Aufschwemmung bzw. als Umschlag) entgiftend und säurepuffernd bzw. kühlend und schmerzstillend. Heilanzeigen waren vor allem Vergiftungen, Verdauungsstörungen, Tierbisse und Insektenstiche.

In mittelalterliche Fachschriften zur Medizin wird bolus Armenicus vielfach erwähnt, so z.B. im “Canon medicinae” des Avicenna (um 1000), im “Liber graduum” des Constantinus Africanus (11. Jh.), in “Cura” des Johannes Platearius (12. Jh.) und in dem salernitanischen Arzneibuch “Liber de simplici medicina” (“Circa instans”, 12. Jh.).

Im “Gart der gesuntheit” des Johann von Cuba (1483) wird die Armenische Erde gleichsam als Allheilmittel gepriesen: als Trank wirke sie gegen Blutspeien und Durchfall, gegen Schwindsucht und Asthma (kichen), gegen übermäßige Monatsblutung und fiebrige Erkrankung und beuge Vergiftungen und sogar der Pestilenz vor; als Pulver auf Wunden und Geschwüre aufgebracht sei sie “eine große Arznei”.

(s. terra sigillata , Ton)

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