Domschule

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Domschule (Kathedralschule). Schon in der christl. Spätantike gab es an Bischofskurien Schulen zur Ausbildung des Diözesanklerus’. Sie wurden vom Domscholaster (magister scholarium, scholasticus) geleitet, der als cancellarius auch für den Verwaltungs- und Schriftverkehr des Kapitels zuständig war. Als dem Vertreter bischöflicher Lehraufsicht unterstanden ihm die übrigen Schulen der Diözese (Kloster-, Pfarr-, Stadtschulen), woraus sich im Spätmittelalter Auseinandersetzungen um Lehr- und Erziehungskompetenzen ergaben.

Bis ins 10. Jh. waren die Domschulen den Klosterschulen an wissenschaftlicher Bedeutung unterlegen. Danach erlebten sie einen Aufschwung, einmal, weil es aufgrund der Reformtendenzen zu scharfen argumentativen Auseinandersetzungen und infolgedessen zu allgemeiner Intellektualisierung kam, zum anderen, weil sich die größere Attraktivität der Schulen in Bischofsstädten gegenüber peripher gelegenen Klosterschulen bemerkbar machte. Domschulen waren Einrichtungen des jeweiligen Domstifts und von diesem finanziell und personell ausgestattet. Dementsprechend gehörte das Lehrpersonal nicht mehr einem Klosterkonvent, sondern einer Kanonikergemeinschaft an, deren Mitglieder auf Lebenszeit feste Pfründen bezogen; sie genossen eine stark gelockerte Ortsgebundenheit (stabilitas loci) und waren als Lehrer zukünftiger Bischöfe und Hofbeamter von hohem Bildungsstand. Die Lehrbefugnis (licentia docendi) wurde vom Bischof oder vom Domscholaster erteilt und blieb zunächst auf die Schule beschränkt, an der sie ausgestellt worden war. Bei einem Wechsel an eine andere Domschule musste dort eine neue Lizenz erworben werden. – Unter den Schülern unterschied man solche, die für die Kanonikerlaufbahn bestimmt und teilweise schon bepfründet waren (scolares canonici), solche, die als künftige Weltgeistliche oder Laien ihren Schulbesuch selbst finanzierten und solche, die zu arm waren, um Schulgeld zahlen zu können und statt dessen Hilfsdienste verrichten mussten (scolares pauperes).

In höchstem Ansehen standen die frz. Domschulen (Paris, Chartres, Reims, Laon); für dt. Bischöfe war es geradezu eine Karrieregarantie, in Frankreich studiert zu haben. Die angesehensten Domschulen in Deutschland waren die von Hildesheim, Köln, Paderborn, Magdeburg, Bremen, Bamberg, Worms, Würzburg und Freising. Domschulen als die Eliteschulen des Hochmittelalter dienten der Ausbildung des Reichsklerus, dazu

suchten sie die besten Lehrer zu gewinnen. Als Anreiz wurde neben dem Ruhm, den die Lehrtätigkeit an einer namhaften Schule mit sich brachte, auch die Möglichkeit geboten, persönlichen Reichtum zu erwerben. Die Domschulen standen untereinander in regem geistigen Austausch; Bücher wurden ausgetauscht, Lehrer und Schüler wanderten von einer Schule zur anderen.

Nach ihrer Blütezeit im 11. und 12. Jh. wurden die Domschulen im 13. Jh. von den erstarkenden Universitäten und von den Ordensschulen überholt. Der Unterricht an Domschulen beschränkte sich wieder auf elementare Kenntnisse des Klerus wie Lesen und Singen.

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