Gedächtnis

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Gedächtnis (mhd. gedaehtnissen, gedenknisse = die Erinnerung; lat. memoria). Unter G. versteht man die Fähigkeit eines Lebewesens, bewusst oder unbewusst aufgenommene Sinneseindrücke und Lerninhalte im Zentralnervensystem zu speichern und wieder abzurufen. Es hat die Fähigkeit, die aufgenommenen Wahrnehmungen zu interpretieren und zu ordnen. Neben diesem individuellen Alltagsgedächtnis gibt es das kollektive oder Gruppen-Gedächtnis, das sich auf kulturelle Medien wie Schrift, Bilder, Lieder oder Erzählungen stützt.

Bildlich wurden die Pforten der Memoria durch Auge und Ohr symbolisiert. Aber auch Sinneseindrücke wie Gerüche und Geschmacksnoten können sich Erinnerungen hervorrufen. Im Gedächtnis wirken die verschiedenen Sinneswahrnehmungen synästhetisch, d.h. sie verstärken sich gegenseitig.

Gutes Erinnerungsvermögen (vis memoriae) suchten Gebildete sich durch Methoden der Mnemotechnik anzutrainieren. Der gemeine Mann half seinem Gedächtnis auf, indem er geweihten Meerrettich zu sich nahm, kalte Kopfwaschungen machte, die Schläfen mit Rebhuhngalle einrieb oder Augen und Zunge eines Wiedehopfs als Amulett bei sich trug. Hildegard empfiehlt gegen Vergesslichkeit, Brust und Schläfen mit einem Brei aus zerstoßener Brennnessel und Baumöl wiederholt kräftig einzureiben. Vers 1135 des ®”Macer Floridus” stellt fest: “… bewahrt der Trunk von Wein, in welchem Ochsenzunge (lingua bovina, Buglossa) eingeweiht ist, die Gedächtnisstärke des Gehirns …”. Gleiche Wirkung schreibt das Herbar in Vers 2146 gestampfter Gewürznelke (Gariofilum) in Kuhmilch zu. Und Vers 2227 konstatiert: “Durch Weihrauchduft wird die Gedächtnisstärke des Gehirns vermehrt”.

Man hatte auch die Erfahrung gemacht, dass sich eine Erinnerung umso fester dem Gedächtnis einprägte, wenn dem jeweiligen Ereignis oder Lehrgegenstand unmittelbar ein Sinnesreiz (schmerzhafter Backenstreich oder Rutenschlag) folgte. (Dieses empirische Wissen konnte Anfang des 21. Jh. wissenschaftlich verifiziert werden. Q: “Emotional learning selectively and retroactively strengthens memories for related events” 21. Januar 2015 in “Nature”.)

(s. Alter, Erziehung, memoria, Mnemotechnik, Feldgeschworene, Ritterschlag, Unterricht)

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