Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Gerichtsspiel. Beliebte Sonderform des spätmittelalterliche Fasnachtsspiels in Oberdeutschland, Österreich und in Nürnberg, bei dem offen oder verdeckt Anklage gegen soziale und politische Missstände erhoben wird. Die Zuschauer sind in die Lage eines Prozesspublikums versetzt, erkennen im Prozessgegenstand oft eigene Nöte wieder und finden Genugtuung in der Solidarisierung gegenüber wichtigtuerischen, geldgierigen und überheblichen Advokaten. Als Beispiele seien angeführt: das österreichische “Spiel vom Tanawäschel”, worin der Angeklagte (Tanawäschel), die personifizierte seuchenhafte Grippe, seiner Übeltaten überführt und zum Tode verurteilt wird; das “Spil von der Vasnacht”, in dem die allegorische Figur der Fastnacht, die “Verderberin der öffentlichen Moral” vieler, drastisch belegter Vergehen angeklagt wird, sich schlagfertig verteidigt und am Ende freigesprochen werden muss; das Spiel “von Rumpolt und Maret”, das einen Fall von gebrochenem Eheversprechen und verlorener Jungfernschaft zum Gegenstand hat; “ein fastnachtspil von einem pawrngericht” von Hans Folz; “Der fastnacht und fastenrecht spiel” von Hans Rosenplüt.