Gewölbe

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Gewölbe (mhd.gewelbe, ahd. giwelbi). Eine nach oben gekrümmte massive Raumüberdeckung, die über einer hölzernen Schalung mit oder ohne Mörtel in Bruch-, Hau- oder Backsteinbauweise aufgeführt wird. Anders als bei einer flachen Raumüberdeckung – etwa in Form einer ungewölbten Balkendecke -, bei welcher nur senkrechter Druck auf die Auflageflächen einwirkt, kommt bei Gewölben ein seitlicher Schub dazu, der durch größere Mauerdicke oder durch Strebepfeiler aufgefangen werden muss. Mit zunehmenden Spannweiten und Höhen wuchs die Notwendigkeit, dem Gewölbeschub mit zusätzlichen Verstrebungen entgegenzuwirken. Hierzu wurden hölzerne, später überwiegend schmiedeeiserne Ringanker und Ankerbalken (Zuganker) eingebaut.

Der Form nach unterscheidet man: Tonnengewölbe, Kappengewölbe (Kreuzgrat- und Kreuzrippengewölbe), Klostergewölbe, figurierte Gewölbe (Stern-, Netz-, Fächergewölbe) und Zellengewölbe. Tonnen- und Kreuzgratgewölbe waren charakteristisch für Früh- bzw. für die Hoch- und Spätromanik wie das Kreuzrippengewölbe für die Gotik. Netz- und Zellengewölbe waren Formen der Spätgotik.

Vom 11. Jh. an gewannen Kuppel- und Wölbetechnik, ausgehend von Speyer und Südfrankreich, in der Kirchenarchitektur des westl. und mittleren Europa an Bedeutung, nachdem sie in den vorangegangenen Jahrhunderten im römischen und oströmischen Kulturbereich architektonisch und technologisch entwickelt worden waren. Vom 11. Jh. an stattete man zunächst kleinere, später immer größere Bauteile mit steinernen Gewölben aus. Dabei ereigneten sich anfänglich aufgrund mangelnder Beherrschung der Gewölbekräfte Katastrophen, wie der zweimalige Einsturz des Chores am Merseburger Dom zwischen 1036 und 1042 oder der Einsturz von Teilen des Lang- und Querhauses von Cluny III. (1125).

Beim Lehrgerüstbau wurde entweder die gesamte Länge des Kirchenschiffes oder der Abschnitt zwischen zwei Gurtbögen eingerüstet. Zudem ist die Verwendung versetzbarer Gerüste belegt, die wohl von den Wandeltürmen der Kriegstechnik abgeleitet waren. Um den Aufwand des Gerüstbaus beim Mauern von Kappen zu umgehen, wandte man auch eine Technik an, bei der jeder in das Mörtelbett gelegte Stein der obersten Reihe durch ein am Deckenbalken befestigtes, über den besagten Stein geführtes und am frei hängenden Ende mit einem Gewicht beschwertes Seil in seiner Lage gehalten wurde. Gewölbe werden aus Keil- oder Wölbesteinen gebaut, deren Seitenflächen auf den Brennpunkt des Gewölbes hin fluchten. Der im Wölbungsscheitel eingefügte Schlussstein macht das Gewölbe selbsttragend. Um das Gewicht nichttragender Gewölbeteile – etwa der Kappen eines Kreuzgewölbes – möglichst gering zu halten, verwandte man für diese Lohsteine (s. Bausteine, Ziegelherstellung), Tuffstein oder Hohlziegel (Topfsteine). Um das Ausschalen zu erleichtern, hat man unter die Lehrbogen Keile gesetzt, die man nach dem Aushärten des Mauerwerks herausschlug und so die Schalung absenkte.

(Kraggewölbe s. Tonnengewölbe)

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