Gotische Architektur

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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gotische Architektur (in Frankreich ab 1150; in Deutschland: Frühgotik 1210 – 1300, Hochgotik 1300 -1400, Spätgotik 1400 – 1525). In der ersten Hälfte des 12. Jh. entstand in Frankreich der gotische Kunststil, der sich in der Folgezeit in Mittel- und Nordeuropa verbreitete, mit geringerer Durchsetzungskraft auch in Südeuropa. Als Entstehungsgebiet gilt die Ile de France: hier fand unter Abt Suger 1137 – 44 die Umgestaltung der Abteikirche von St. Denis als erster im neuen Stil statt. Die Gotik ist der erste selbständige Kunststil des Abendlandes seit der Spätantike, deren Formenwelt – ausgenommen in den südlichen Ländern – völlig überwunden wird. Bestimmende Faktoren für das Entstehen der neuen Baukunst waren eine Vertiefung des Glaubens bis hin zu schwärmerischer Mystik (s. Lichtmetaphysik), ein großes Heer handwerklich hochqualifizierter Bauleute, die Materialersparnis durch die neue Skelettbauweise und nicht zuletzt Reichtum und Selbstdarstellungswille von Klerus und Stadtbürgerschaften.

Einzelne Stilelemente wie Spitzbogen, Kreuzrippengewölbe, Dienste, Strebewerk und Diagonalbogen waren schon in der anglo-normannischen und burgundischen Baukunst bekannt gewesen, doch kamen sie nunmehr erstmals zusammen zur Anwendung. Für die Ausbreitung des neuen Stils von besonderer Bedeutung war der Zisterzienserorden, dessen umfangreiche Bautätigkeit vom Anfang des 12. Jh. an in der gesamten christlichen Welt stilbildend wirkte.

Hauptanliegen gotischer Kirchenbaukunst war, den Innenraum, der bei romanischen Basiliken in einzelne Baukörper gegliedert war, als Raumeinheit zu erstellen, dabei Höhe zu gewinnen und die materialfressenden meterdicken Mauern durch dünnere Wände und große Fenster auszumagern. Notwendige Grundlage hierfür war das Kreuzrippengewölbe, das die Konstruktion leichter Gewölbekappen ermöglichte. Die Deckenlast, die auf diese Weise verringert wurde, übertrugen die Kreuzrippen auf die Pfeiler, der Gewölbeschub wurde auf Strebepfeiler abgeleitet, die der Außenmauer vorgelagert waren. Diese elegante Beherrschung von Last und Schub machte massive tragende Mauern überflüssig, die Wandflächen wurden durch große Spitzbogenfenster, an der Stirnseite durch eine große Fensterrose transparent gemacht. (Die Mauerwerksmassen von Kirchenbauten nahmen vom 11. bis zum 15. Jh. von 0,18 Kubikmeter bis auf 0,10 Kubikmeter pro Kubikmeter umbauten Raumes ab.)

Eine reichgegliederte Bauplastik ergänzte und steigerte den Ausdruck des Baus. Da die Wände für Malerei keinen Platz mehr boten, übernahmen große farbige Fensterbilder deren Funktion und belebten darüberhinaus den Kirchenraum mit stimmungsvollem, wohl als überirdisch empfundenem Licht.

Die deutsche Gotik begann in der ersten Hälfte des 13. Jh. mit Bauten in einem Übergangsstil (Bamberger Dom, Weihe 1237); Magdeburger Dom, ab 1209; Trier, Liebfrauenkirche, etwa ab 1227; Marburg, Elisabethkirche, etwa ab 1235). Beispiele dt. Hochgotik sind das Straßburger Münster (ab 1225 gotischer Neubau unter Meister Erwin), der Kölner Dom (Chor geweiht 1322), die Heilig-Kreuz-Kirche in Schwäbisch Gmünd (ab 1320) und der Veits-Dom zu Prag (ab 1344). Ab der Mitte des 14. Jh. bildete sich in der Sondergotik Deutschlands eine ureigene Spätform heraus. Ende des 15. Jh. bildete sich – an der Wende zur Renaissance – die Spätgotik heraus; als charakteristisches Beispiel sei die Meißener Albrechtsburg des Baumeisters Arnold von Westfalen genannt.

Bauzeugnisse der Gotik finden sich nicht nur als Kirchen, sondern auch als Klöster (z.B. Maulbronn, Bebenhausen), Burgen (z.B. Burg Eltz, Burg Karlstein, Marienburg), und bürgerliche Profanbauten (Stadttore, Tortürme, Rathäuser; s. Profanbauten der Gotik).

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