Holzwurm

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Holzwurm (Klopf-, Poch-, Nage-, Bohrkäfer, Totenuhr; mhd. holz-wurm; lat. teredo; zoolog. hier: Anobium punctatum = der Gemeine Holzwurm). Etwa 2,5 bis 5 mm langes, grau-braunes flugfähiges Insekt aus der Familie der Nagekäfer (Ptinidae); aus den Eiern entstehen Larven, die über mehrere Jahre hinweg in totes bzw. verbautes Holz (Gebälk, Vertäfelungen, Holfußböden, Mobiliar) und in Holzschnitzereien unregelmäßige Gänge von ca. 2 mm Ø fressen. Die Larven verpuppen sich und entlassen am Ende des insgesamt ca. 5-jährigen Entwicklungszyklus´ den fertigen Käfer (Vollkerf). Dieser verläßt sein Herkunfts-Biotop durch eine der Bohröffnungen, fliegt aus um sich zu paaren und zu einem Eiablageplatz in anderem Holz. – Vom Wurmfraß befallenes Holz wird als wurmstichig (mhd. wurmæze, wurmæzic, wurmec) bezeichnet.

Die adulten Käfer beiderlei Geschlechts locken in der Paarungszeit Geschlechtspartner an, indem sie mit der Stirn und dem Vorderrand des Halsschildes gegen die Wand des Bohrgangs schlagen und dabei ein auch für das menschliche Gehör vernehmbares “tickendes” Klopfgeräusch verursachen. Dieses Geräusch wird – schon weil der Verursacher unsichtbar ist – als unheimlich empfunden und als Todesankündigung gedeutet. Die Ausflugslöcher der Gänge sind durch Kegel herausgerieselten Larvenkotes (Holzmehl, Wurmmehl) zu erkennen.

Am wenigsten wurde Holz befallen, das um Mitte Januar eingeschlagen worden war, wenn das Wachstum und damit der Saftgehalt am geringsten waren. Nach dem Schlagen musste das Holz möglichst schnell entrindet werden, um möglicherweise unter der Borke nistenden Käfern den Schutz zu entziehen.

Konrad v. Megenberg schreibt sachlich: “holzwurm teredo, est vermis corrodens ligna, qui comedit semper et nunquam bibit.” Die Behauptung, dass Holzwürmer immer fressen und nie trinken ist richtig, da ihr Verdauungssystem die benötigte Menge davon aus der im Nahrungssubstrat Holz enthaltenen Feuchte aufnimmt. Das kann Megenberg aber schwerlich beobachtet haben. Er stützt sich wohl auf die Feststellung, dass die erwachsenen Käfer während ihrer kurzen Schwarmzeit keine Nahrung zu sich nehmen.

Der Aberglaube vom Holzwurm als Todesboten findet sich außer im deutschsprachigen Raum in den Niederlanden, in Frankreich, England und Italien (Dood kloppertje, horloge de la mort, deathwatch, orologio de la morte).

Aus der Volksmedizin ist ein Mittel aus Holzwürmern gegen Harnbeschwerden bekannt und eines aus Holzwurm-Mehl gegen Schwindsucht.

(s. Wurm)

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