Innozenz III

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Innozenz III. (Lothar, Graf v. Segni, 1160 – 1216; Papst 1198 – 1216). Sohn aus der röm. Adelsfamilie der Alberichs von Tusculum, hatte in Bologna Kanonistik, dann in Paris Theologie studiert. Er machte Karriere in der Kurie, wurde mit 30 Jahren Kardinal und mit 38 Jahren ein Papst “von erschreckender Willenskraft”: er strebte die theokratische Weltherrschaft an, krönte und stürzte Könige, schürte den Thronstreit zwischen Staufern und Welfen, belegte ganze Länder mit dem Interdikt, überzog weite Landesteile mit den Schrecken von Kreuzzug und Inquisition, schanzte seinen Verwandten Ländereien und einträgliche Pfründe zu und schuf einen ausgedehnten Kirchenstaat (s. Rekuperationen). Er war wie Gregor VII. tief überzeugt von der Vormachtstellung des Papstes als Beherrscher der Welt (plenitudo potestatis). Er bezeichnete sich selbst als “König der Könige, Herrscher der Herrscher, Priester in alle Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.” Als erster Papst nannte er sich “vicarius Christi” (Statthalter Christi). Er sagt über sich selbst: “… in der Mitte zwischen Gott und Mensch, weniger als Gott, mehr als Mensch.” Bald nach Beginn seines Pontifikats rief er den vierten Kreuzzug aus (s. Kreuzzüge), in dessen ansonsten erfolglosem Verlauf es zu der barbarischen Plünderung und Verheerung Konstantinopels kam (1204). Als Gegenleistung für die Bannung Ottos IV. und für die Unterstützung seines Mündels, Friedrichs II., bei dessen Königswahl (1212) erlangte Innozenz die ® “Goldene Bulle” von Eger, durch welche der Kirchenstaat reichsrechtlich anerkannt wurde. Innozenz machte die röm. Kurie zum Verwaltungszentrum der Kirche und ließ das Kirchenrecht dergestalt modifizieren, dass es die Macht der Kurie wesentlich verstärkte. (Walther von der Vogelweide nannte den Kodex “das schwärzeste Buch, das die Hölle jemals hervorgebracht hat.”) Er wandte sich energisch gegen Häresien, förderte Dominikus und Franz von Assisi und wirkte dadurch an der Entstehung der Bettelorden mit.

Gegen die Ketzerbewegung der Katharer schickte Innozenz anfänglich Mönchsmissionare der jungen Bettelorden aus; die Ermordung des päpstl. Legaten Peter von Castelnau (1208) kam ihm als Anlass gelegen, einen Kreuzzug gegen die Glaubensabweichler in Südfrankreich einzuleiten, der dann mit terroristischen Methoden geführt wurde. Im seinem vorletzten Lebensjahr berief Innozenz das 12. Allgemeine Konzil (1215; Lateranum IV.), das mit etwa 1.200 Teilnehmern zur größten Synode des Mittelalter wurde. Die im gleichen Jahr dem engl. König Johann Ohneland durch die Barone abgerungene “Magna charta libertatum” stieß bei Innozenz auf äußerstes Unverständnis, konnten doch Könige nur Gott und dem Papst untertan sein – niemals dem Volk oder den Baronen. Jeden, der den Thesen der Magna charta anhing, erklärte er für exkommuniziert.

Den Beinamen “Vater der Urkundenlehre” erhielt Innozenz, da er gleich nach seinem Regierungsantritt eine Fälscherwerkstatt der Kurie hatte schließen lassen und eine Konstitution aufstellte, in welcher die Regeln zur Überprüfung einer Urkunde aufgestellt waren. (s. Fälschungen)

(s. Rainer von Viterbo)

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