Judentum

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Judentum (oder Judaismus) des Mittelalters. Der Begriff umfasst Religion, Kultur und Geschichte der Juden. Im 8. Jh. lag der Schwerpunkt des Judentums in den babylonischen Gemeinden Mesopotamiens. Hier entstand die Bewegung der Karäer oder Karaiten, die alle Traditionen verwarfen und einzig nach dem Wortlaut der Bücher Moses leben wollten. Sie verloren allmählich an Einfluss und waren am Ende des Mittelalter zur Bedeutungslosigkeit abgesunken. Neue Zentren bildeten sich im islamisch beherrschten Nordafrika und in Spanien. Das goldene Zeitalter des sephardischen (spanischen) Judentums im 11.- 13. Jh. war gekennzeichnet durch eine Renaissance der althebräischen Sprache in der weltl. und religiösen Literatur, durch rationalistische Auslegung des jüdischen Gesetzes, durch Aufblühen von Medizin und anderen Naturwissenschaften, besonders der Astrologie, durch Übersetzung arabisch geschriebener wissenschaftl. Texte ins Hebräische und durch das Entstehen einer jüdischen Mystik (s. Kabbalah). Sephardische Wissenschaft und Philosophie fanden bei den Aschkenasim Frankreichs und Deutschlands wenig Anklang, statt dessen wurden Rechtsnormen und Schriftauslegungen nach dem Vorbild der orthodoxen babylonischen Schule gepflegt. Die Judenverfolgungen im Zusammenhang mit den Kreuzzügen verschlechterten die wirtschaftliche Lage und den rechtlichen Stand, und verminderten den jüd. Bevölkerungsanteil auf dramatische Weise. Seit dem 13. Jh. begann eine Wanderungsbewegung nach Osteuropa. 1290 wurden die Juden aus England, 1394 die aus Frankreich vertrieben.

Die Heilige Schrift des Judentums besteht aus drei Teilen: dem Gesetz (Thora, bestehend aus fünf Büchern, daher Pentateuch genannt), den Propheten (Nebi’im) und den Weisheitsschriften (Ketubim). Die Thora enthält neben Erzählungen über die Geschichte der Menschheit und der Juden alle Rechtssatzungen des Judentums (248 Gebote und 365 Verbote). Die Thora ist auf auf einen langen Pergamentstreifen geschrieben, auf zwei Stäben aufgewickelt und – geschützt durch ein kostbares Futteral – in einem “Heiligen Schrein” aufbewahrt; sie darf nicht mit bloßen Händen berührt werden, als Lesehilfe dient ein silberner Thorazeiger, ein Stab mit einer kleinen Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger am Ende. (Die älteste erhaltene Thorarolle ist im Jüdischen Museum in der alten Synagoge in Erfurt zu sehen.) Zu den Gesetzestexten der Thora haben sich mündliche Überlieferungen (Mischna) und Kommentare der Rabbiner (Gemara) angesammelt, die zusammen in den zwölf Büchern des Talmud, des um 500 u.Z. abgeschlossenen Hauptwerks der nachbiblischen jüdischen Schriften aufgezeichnet sind. Etwa zwei Drittel des Talmuds entfallen auf die Halacha (hebr., = Norm, Regel), eine Sammlung aller ethischen, rechtlichen und rituellen Vorschriften des Judentums, ein Drittel auf die Haggada (hebr., = Erzähltes), ein Kompendium erbaulicher, ethischer und legendärer Schriften jüdischer Autoren seit der Spätantike. (Die einzige fast vollständig erhaltene mittelalterliche Handschrift des Talmud ist auf 1343 datiert und findet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek München).

Zu den Glaubenssätzen des Judentums zählen die folgenden: Es gibt einen einzigen, zeitlosen, geistigen und gerechten Gott, den Schöpfer der Welt. Der Mensch steht unmittelbar Gott gegenüber, bedarf keines Mittlers. Des Menschen Aufgabe ist ein gottgefälliges Leben, in dem kein Unterschied zwischen weltl. und religiösem Bereich bestehen soll. Nach dem Tode erwartet den Juden die Vergeltung guter und böser Taten sowie die Auferstehung und Unsterblichkeit.

Zum religiösen Kult des Judentums gehören Beschneidung, Reinheitsgebote (rituelles Bad = Mikwe) und Speisevorschriften (z.B. rituelles Schlachten = “Schächten”), die Einhaltung des Sabbats und verschiedener Feiertage (Passah, Laubhüttenfest, Neujahrstag, Versöhnungstag, Purimfest, Lichtfest) und die Teilnahme an häuslichen und synagogalen Kulthandlungen. Das Judentum kennt keine Priester, das religiöse Leben wird von der Gesamtheit der Gemeinde getragen. Oberste Verwaltungsinstanz der jüd. Gemeinde war der Ältestenrat. Der Rabbiner fungiert als Lehrer und als Autorität in religionsgesetzlichen Fragen.

(s. Aschkenas, jüdischer Gottesdienst, jüdische Wissenschaft, Memorbuch, Responsa)

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