Kachelofen

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kachelofen (mhd. kacheloven; v. kachele, kachel = irdenes Gefäß, Geschirr, Hafendeckel, Ofenkachel; das Wort ist seit d. 14. Jh. oberdt., seit 1405 nddt. belegt). Als älteste bildl. Abbildungen eines Kachelofens gelten Freskomalereien in Häusern zu Zürich (“Haus zum langen Keller”, Anfang 14. Jh.) und zu Konstanz (Haus “Zur Kunkel”, um 1320) sowie die in einer Zürcher Wappenrolle (um 1340; sie zeigt einen rechteckigen Unterbau [Feuerkasten], der durch ein breites Gesims von dem kuppelförmigen Oberbau getrennt ist). Älteste erhaltene Kachelöfen entstammen dem 15. Jh.

Wann der Kachelofen entstanden ist kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es wird angenommen, dass er im 12. Jh. aus einer dem Backofen ähnlichen überkuppelten Brennstelle hervorging, der entweder in dem Raum, in welchem er stand, beheizt wurde (“Vorderladerofen”) oder von außerhalb der Stube, vom Flur oder der Küche her befeuert wurde (“Hinterladerofen”). Der Rauch nahm seinen Weg durch einen lehmverschmierten oder gemauerten Abzug ins Freie. Um das Gewicht der aus Lehm aufgeführten tunnel- oder kuppelförmigen Überwölbung möglichst klein und die wärmeabgebende Oberfläche möglichst groß zu halten, wurden in deren Wandung Tontöpfe radial eingelassen. Deren Öffnung konnte nach außen (konkave Töpfe) oder nach innen (konvexe Töpfe) weisen. Im zweiten Fall ragte der Boden der Töpfe kugelig über die verputzte und gekalkte Oberfläche hinaus. Im weiteren Verlauf wurden die Kacheltöpfe zunehmend flacher (Topfkacheln, Schüsselkacheln, Blattkacheln), bekamen sie quadratische, sechs- oder dreieckige Form und wurden nicht mehr einzeln, sondern – besonders bei Öfen adliger oder großbürgerlicher Häuser – Kante an Kante gesetzt. In der Gotik entstanden hochformatige Nischenkacheln, verziert mit got. Architekturformen und häufig mit vorgesetztem Maßwerkgitter (Maßwerkkacheln). Im 14./15. Jh. kamen Bildkacheln auf, häufig grün, gelb oder blau glasiert, welche reliefierte Darstellungen aus dem ritterlichen Leben (Jagd-, Minneszenen), von Fabelwesen, allegorischen Figuren und Wappen zeigten.

Das Oberteil des Ofens war ursprünglich tunnel- oder kuppelförmig, im Spätmittelalter üblicherweise zylindrisch oder kastenförmig.

Bis zum Ende des Mittelalter war der Kachelofen – außer im äußersten Nordwesten – überall in Deutschland heimisch geworden. Von den aus dem Spätmittelalter erhaltenen Exemplaren seien genannt: der Kachelofen auf der landesfürstl. Burg Tirol bei Meran (um 1500); ein Ofen aus Ravensburg (Mitte 15. Jh.; London, Victoria und Albert Museum).

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