Kirchenlied

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kirchenlied. Das geistliche Lied, das von der Gemeinde im Gottesdienst gesungen wird. Aus dem AHD. haben sich keine Lieder erhalten. (Ausnahme: das Freisinger Petruslied, das den Sprachwandel ins MHD. mitgemacht hat, und als ältestes erhaltenes deutsches Kirchenlied gilt.) “Cantio” ist ein einstimmiges lat. Strophenlied, meist mit Kehrreim, dessen Melodik nicht der gregorianischen angelehnt ist. Den Anfang der Eindeutschung des Kirchenlateins markieren formelhafte “Rufe” wie: “Kyrie eleison, unde die heiligen alle helfant uns! Kyrie eleison” (ab 973), häufig verwandt bei Prozessionen und Wallfahrten (Geißlerfahrten). Das Kirchenlied in Landessprache hieß “Leis” (aus kyrieleis). Leise gab es für jedes Kirchenfest, sie waren jedoch kein Bestandteil der Liturgie. (Beispiele: die Osterleis “Christ ist erstanden”, überliefert seit 1325; die Pfingstleis “Nu bitten wir den Heiligen Geist”, aus dem 13. Jh.; die Weihnachtsleise “Joseph, lieber Joseph mein” von 1305 und “Es ist ein Ros entsprungen”, wahrscheinlich aus dem 15. Jh.) Vom 12. Jh an entstanden dt. Fassungen lat. Hymnen, die sich teilweise erhalten haben, z.B. “Wir glauben all an einen Gott”. Bekannte Hymnensammlungen waren: Das Hymnar der LHS Heinrichs von Laufenberg und das Hymnar Kaiser Friedrichs III. Die dt. Fassung einer Sequenz war der Leich. Als Übersetzer und Nachdichter von Hymnen und Sequenzen haben sich Hermann von Salzburg, Oswalt von Wolkenstein und Heinrich v. Laufenberg verdient gemacht. Beliebte Antiphonenlieder waren “Königin in dem Himmel” (Regina caeli) und “Frew von hertzen” (Salve regina). Der “Mischpoesie” sind Kirchenlieder zuzurechnen, die lat. und dt. Verszeilen enthalten, z.B. “In dulci jubilo, nu singet und seit fro”. Im weiteren Sinn gehören zur Gattung Kirchenlied auch Geißlerlieder, Kreuzfahrerlieder, Pilgerlieder und die geistl. Tagelieder der Minnesänger.

Davon, dass der Gesang zur Ehre Gottes in der Messfeier als überirdisch schön empfunden wurde, zeugt eine begeisterte Strophe des Spruchdichters Meißner (13. Jh.):

“Daz sanc daz hoeste si in himele unde of erden,

des zie ich an die engele, die mit sange lobent got in himele dort.

Mit worten mac von brote gotes lichnam werden,

des ist sanc unde wort daz hoeste, sit daz ie unde i was gotes wort.

Sanc leret tugende phlegen, vlien valschen rat.

Sanc vreuwet, sanc ringet vil der swere.

Sanc ist gotelich, sanc der ist lovebere.”

(Dass Gesang das Höchste im Himmel und auf Erden sei,

das erseh ich an den Engeln, die Gott mit Gesang dort im Himmel loben.

Durch Worte kann aus Brot der Leib Gottes werden,

daher ist Gesang und Wort das höchste, seitdem je das Wort Gottes erging.

Gesang lehrt, die Tugenden zu üben und falschen Rat zu fliehn.

Gesang erfreut und mildert viel Schweres.

Gesang ist göttlich, Gesang, der ist zu loben.

(Zit. bei P. Dinzelbacher)

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