Knoblauch

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Knoblauch (mhd. knobelouch, ahd. chlofalouh, zu ahd. klioban = spalten, aufgrund der in Zehen gespaltenen Knolle; wiss. Allium sativum = gesäter, gepflanzter Lauch). Die etwa 30 – 90 cm hohe mehrjährige Kulturpflanze aus der Familie der Zwiebelgewächse stammt wohl aus dem Orient und wurde schon im Altertum in Palästina, Ägypten, Griechenland und im Römischen Reich als Würz- und Heilmittel geschätzt. Ihre aus mehreren “Zehen” zusammengesetzte Knolle (“Alii sativi bulbus”) ist von scharf aromatischem Geruch und Geschmack. Ihre Inhaltsstoffe, Sulfide (darunter das geruchsintensive Allicin), ätherische Öle, Vitamine und Selen, haben antibakterielle und antimykotische Wirkung.

Im abendländischen Mittelalter folgte man antiken Vorbildern, etwa Hippokrates (um 400 v.u.Z.),Dioskurides (1. Jh. u.Z.) und Galen (2. Jh. u.Z.) und sah in den Knoblauchzehen geradezu ein Allheilmittel. Hippokrates berichtet, dass der Rauch brennender Knoblauchzehen, an die weibliche Scham geleitet, die Nachgeburt austreibe.

Nördlich der Alpen wurde Knoblauch erst im Frühmittelalter bekannt. Gemäß dem “Capitulare de villis” Kaiser Karls I. (8. Jh.) sollte Knoblauch in den Kräutergärten der kaiserlichen Gütern angepflanzt werden.

Im mittelalterliche Aberglauben spielte Knoblauch – seines intensiven Geruchs wegen – eine Rolle als hexen- und dämonenabwehrendes Mittel. Knoblauchzehen wurden als Amulett getragen. Nicht zuletzt galt Knoblauch als Aphrodisiacum. Roh oder als Dekokt genossen helfe Allium gegen verschiedene Lungenbeschwerden.

Im Macer Floridus (9./10. Jh.) wird seine Kraft als warm und trocken im vierten Grad eingestuft. Innerlich oder als Salbe aufgetragen heilt er Bisse von Schlangen und Skorpionen. Ein Knoblauchtrunk mit Met und Essig vetreibt Darmparasiten. Eine Salbe aus Öl und gekochten Knoblauchblättern hilft gegen Blasenschmerzen. “Gekocht stärkt Knoblauch die Brust und die Stimme, schließt den Leib auf und stärkt die Verkochung der Speise im Magen und verzehrt schlechte Getränke und üble Säfte.” Auch gegen Mykosen (s. Pilz) empfiehlt der Macer die Einnahme von Allium.

Hildegard von Bingen (12. Jh.) verordnet rohe oder gekochte Knoblauchzehen gegen Gelbsucht; sie empfiehlt maßvolle Verwendung, damit sie ob ihrer warmen und trockenen Qualität das Blut nicht übermäßig erwärmten.

Konrad von Megenberg bezeichnet den Knoblauch in seinem “Buch der Natur” (um 1350) als Theriak der Armen Leute, also als Ersatz für das sündhaft teure Allheilmittel dieses Namens.

Im Spätmittelalter galt Knoblauch wegen seiner allgemein entgiftenden Kraft als Mittel gegen die Pest.

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