Lexikon des Mittealters | Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag |
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. | Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt. |
Konzilien des Mittelalter In den Zeitrahmen dieses Lexikons fallen die Konzilien 7. (Nicaea II., 787) bis 17. (Basel/Ferrara/Florenz, 1431 – 1443). In Folgendem eine kurze Darstellung der behandelten Fragen.
7. Konzil, Nicaea (II.), 787. Einberufen von der byzantin. Kaisermutter Irene. Zur
Beilegung des Bilderstreites wurde festgelegt, dass “Anbetung” (= latreia) alleine Gott
zusteht, “Verehrung” (= proskynesis) aber auch Geschöpfen erwiesen werden kann, wie
sie durch Ikonen repräsentiert werden. (“Wer ein Bild verehrt, ehrt damit den Gemalten”.)
Karl d. Gr. war nicht zu dem Konzil geladen worden, was er als persönliche
Zurücksetzung empfinden musste. Seine Argumentation gegen die nikäanischen Beschlüsse
auf der Synode zu Frankfurt (794) beruhte allerdings auf einer durch mangelhafte
Griechischkenntnisse bedingten Fehlinterpretation: das grch. Wort für lat. “adoratio”, das
sowohl “Anbetung” wie “Verehrung” bedeuten kann, war lediglich mit “Anbetung” übersetzt
worden. Die feine Unterscheidung in der griech. Sprache ging dabei verloren (s. Libri Carolini).
8. Konzil, Konstantinopel (IV.), 869/870. Auf einem Irrtum beruhte die auf diesem
Konzil bekräftigte Absetzung und Verbannung des byzantin. Patriarchen Photios. (Dieser
war, entgegen der Ansicht des Papstes, völlig legal gewählt worden. Seine Gegner hatten
ihn jedoch bei Papst Nikolaus I. als Usurpator verleumdet.) Dem Kaiser von Byzanz
gegenüber, der den Konzilsentscheid ablehnte, betonte Nikolaus brüsk den Primat Roms
in kirchl. Angelegenheiten (“Prima sedes non iudicabitur a quoquam”).
9. Konzil, Lateran (I.), 1123, erste Universalsynode im Abendland, abgehalten zur feierl. Verkündung des Wormser Konkordats (1122), mit dem der Investiturstreit
beigelegt worden war. Es fasste Beschlüsse gegen Simonie und Priesterehe, über
Gottesfrieden (treuga Dei) und die Rechte und Pflichten von Kreuzfahrern.
10. Konzil, Lateran (II.), 1139. Das im April 1139 gefeierte Konzil sollte die Unstimmigkeiten beseitigen, die sich aus dem Schisma nach dem Tod des Papstes Honorius II. (1130) ergeben hatten. Die Anhänger des Gegenpapstes Anaklet II. wurden (nachdem dieser
gestorben war und sein Nachfolger sich unterworfen hatte) mit Bann und Absetzung belegt.
Die von ihnen erteilten Weihen erklärte das Konzil für nichtig.
Darüberhinaus wurde eine Reihe von Reformdekreten erlassen.
11. Konzil, Lateran (III.), 1179. Am 5.3.1179 traten im Lateran 300 Bischöfe aus ganz
Europa und den Kreuzfahrerstaaten zusammen, um Papst Alexander III. als einzigen
rechtmäßigen Papst zu bestätigen (nachdem die kaiserl. Gegenpäpste Victor IV., Paschalis
III. und Calixtus III. gestorben waren und Innozenz III. sich unterworfen hatte.) Zur
Papstwahl wurde eine Zweidrittelmehrheit vorgeschrieben, außerdem wurde die Wahl dem
Kardinalskollegium vorbehalten. Die Einrichtung von Domschulen wird zur Pflicht gemacht,
Geldleihe gegen Zinsen wird verboten.
12. Konzil, Lateran (IV.), 1215. Die größte Synode des Mittelalter Wurde am 1. November 1215 von
Innozenz III. im Lateran eröffnet: 2000 Kirchenführer und weltliche Herrscher nahmen teil, darunter4 70 Erzbischöfe, 400 Bischöfe und etwa 800 Äbte. Das erste Anliegen der Synode, die Rückkehr der Ostkirche zur röm. Kirche, scheiterte am Fernbleiben der Griechen. Beschlüsse gegen die Ketzerei der Albigenser (Einführung der Inquisition) und zur Diskriminierung der Juden (Verbot von Grundbesitz, von gesellschaftlichem Verkehr mit Christen, Einführung diskriminierender Kleiderordnungen). Zur Förderung eines geplanten Kreuzzuges sollten alle anderen Streitigkeiten beigelegt werden, um die Kräfte besser auf die Hilfe für das Hl. Land konzentrieren zu können. Es wurde die Einführung einer dreijährigen Kreuzzugssteuer beschlossen und den Bischöfen die Pflicht auferlegt, den Kreuzzug predigen zu lassen und die Fürsten zu einer vierjährigen Friedenspflicht zu bewegen. Außerdem wurde entgegen der Lehre des Berengar von Tours die Transsubstantiation (Wesensverwandlung) bei der Eucharistie postuliert (s. Abendmahl). Die Approbation neuer Regeln für Mönchs/Nonnenorden wurde abgelehnt, neue Orden sollten eine der traditionellen Mönchsregeln (Benediktus-, Augustinus-Regel) annehmen. Die Gläubigen wurden dazu verpflichtet, alljährlich zu Ostern zu beichten und die Hl. Kommunion zu empfsngen.
13. Konzil, Lyon (I.), 1245. Die erste Hauptsitzung des Konzils fand am 28. 6. 1245 in der
Kathedrale von Lyon unter dem Vorsitz von Innozenz IV. statt. Unter den 150 anwesenden
Bischöfen befanden sich nur wenige aus dem Reich. Der Papst verkündete das
Konzilsprogramm, dessen wesentliche Punkte das Verhältnis zu Kaiser Friedrich II., die Not
des Hl. Landes, das Schisma der Griechen und die Mongolengefahr waren. In der
zweiten Sitzung am 5. 7. wurden die Anklagen gegen den Kaiser vorgetragen, in der dritten
Sitzung am 17.7. wurde der Kaiser aller Ehren und Würden verlustig erklärt, seine
Untertanen damit ihrer Treuepflicht entbunden. Der Streit zwischen Papst und Kaiser war
damit in aller Schärfe entbrannt.
14. Konzil, Lyon (II.), 1274. Unter den etwa 500 teilnehmenden Bischöfen befanden auch
Bonaventura und Albertus Magnus. Auf diesem Konzil kam eine Einigung zwischen Papst
Gregor X. und dem oström. Kaiser Michael VIII. Paläologus über die Wiedervereinigung
der Kirchen zustande, die allerdings ohne Bestand blieb. Zur Befreiung des Hl. Landes wurde
ein sechsjähriger Zehnt auf alle Kircheneinkünfte beschlossen. Für die Papstwahl wurde das
Konklave verbindlich vorgeschrieben. Die Lehre vom Fegfeuer und der Siebenzahl
der Sakramente wurde festgeschrieben.
15. Konzil, Vienne, 1311/1312. Wichtigstes Anliegen war die Beilegung des Rechtsstreites
um den Templerorden. Ohne ausreichende Schuldbeweise verfügte Clemens V. gegen die
mehrheitliche Meinung der Konzilsväter, dem Verlangen König Philipps von Frankreich
nachgebend, die Aufhebung des Ordens und die Einziehung des immensen
Ordensvermögens (dessen Großteil Philipp widerrechtlich an sich brachte).
In der Bulle “Ad nostrum” wurde festgestellt, dass unter den Beginen besonders in Deutschland eine Form der Ketzerei umginge, die auf den Lehren der Margareta Porete beruhe.
16. Konzil, Konstanz, 1414-1418. Das Konzil wurde von König Sigismund anberaumt, um
das Schisma (die “verruchte Dreiheit”) zu beenden – causa unionis -, Irrlehren
zu überwinden – causa fidei – und um die Kirche “an Haupt und Gliedern” zu
reformieren – causa reformationis. Bei der Eröffnungssitzung am 16. 12. 1414 unter
dem Vorsitz von Johannes XXIII. waren nur 16 Kardinäle und 32 Bischöfe anwesend.
Später kamen noch Gesandte der beiden anderen Päpste (Gregor XII. und Benedikt XIII.)
und viele weitere Teilnehmer dazu, bis das Konzil zum “größten mittelalterlichen Kongress des
Abendlandes” wurde, an dem außer einem Papst und dem Kaiser alle Kurfürsten, 153
Fürsten, 132 Grafen, über 700 Freiherrn und Ritter, 4 Patriarchen, 29 Kardinäle, 47
Erzbischöfe, 160 Bischöfe, über 200 Äbte sowie zahlreiche Kleriker und Rechtsgelehrte
teilnahmen. Bis Anfang 1415 hatte sich der Gedanke eines Amtsverzichts aller drei Päpste
durchgesetzt. Johannes XXIII. musste im Mai 1415 verhaftet und zur Abdankung
gezwungen werden. Gregor XII. verzichtete am 4. Juli 1415 freiwillig auf das Amt. Der
Prozess gegen Benedikt konnte erst am 26. Juli 1417 mit dessen Absetzung beendet werden.
Das Konzilskonklave wählte am 11. November 1417 den röm. Kardinal Colonna zum
neuen Papst Martin V. Was die Irrlehren (Causa fidei) anbetraf, so wurden John Wyclif,
Hieronymus von Prag und Johann Hus verurteilt. Hus wurde trotz eines kaiserl. Geleitbriefs
an die weltl. Macht ausgeliefert, und noch vor seinem ebenfalls als Ketzer verurteilten Freund
Hieronymus verbrannt. Zur Kirchenreform (Causa reformationis) wurden keine wirksamen
Beschlüsse gefasst.
17. Konzil, Basel, 1431-1449. Kurz vor seinem Tod berief Papst Martin V. das Basler Konzil,
das von seinem Nachfolger Eugen IV. am 23. Juli 1431 eröffnet wurde. Als Eugen die vom
Konzil vorgeschlagenen Einschränkungen der päpstl. Macht (s. Konziliarismus) nicht
anerkennen wollte, erklärten ihn die Konzilsteilnehmer für abgesetzt und wählten an seiner
Stelle Herzog Amadeus VIII. von Savoyen als Felix V. (5. 11. 1439). Damit war das Schisma
von neuem ausgebrochen, doch konnten sich Felix und sein Anhang nicht durchsetzen, Felix
wurde durch Martins Nachfolger, Nikolaus V., zum Verzicht bewegt.
Das bedeutungslos gewordene Basler Konzil schloss sich in seiner letzten Sitzung der Wahl
Nikolaus’ V. an und löste sich am 25. April 1449 selbst auf. Das Schisma war endgültig
behoben, die Autorität des Papsttums gefestigt. Die konziliaren Bestrebungen waren
abgewehrt worden, wirkten jedoch weiter und sollten von grundlegender Bedeutung für die
Reformation werden.