Laienbrüder

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Laienbrüder. Als erster in Deutschland führte Wilhelm von Hirsau im 11. Jh. den monastischen Stand der Laienbrüder (fratres laici) ein, zumeist Illiterate aus den Unterschichten, die grundsätzlich erst als Erwachsene der Klostergemeinschaft beitraten, einem religiösen Bedürfnis folgend oder um der Armut oder feudaler Willkür zu entkommen. Sie legten zwar nach sechsmonatiger Probezeit ein Gelübde ab, waren aber – im Gegensatz zu Vollmönchen – vom Konvent ausgeschlossen und zugunsten harter körperlicher Arbeit vom Chorgebet befreit. Dem Hirsauer Vorbild folgend gab es bald auch Laienbrüder bei den Orden der Zisterzienser, Prämonstratenser und Kartäuser, vom 13. Jh. an auch bei den Bettelorden. Sie blieben unrasiert (“barbati”), trugen Gewänder, die sich kaum von denen der Landarbeiter unterschieden, lebten als fratres exteriores außerhalb des den Chormönchen vorbehaltenen Bereichs der Klausur oder auf den landwirtschaftl. Vorwerken des Klosters (den Grangien) bei harter Arbeit und karger, aber regelmäßiger Versorgung. Die Institution der Laienbrüder, die sich ausschließlich ihrer bäuerlichen oder handwerklichen Tätigkeit hingaben, machte den staunenswerten kolonisatorischen und wirtschaftlichen Erfolg des Zisterzienserordens erst möglich. Sie verrichteten sowohl alle bei der Rodung (s. Landesausbau) anfallenden Tätigkeiten, arbeiteten aber auch unter dem magister grangie, einem älteren, erfahrenen Konversen, streng arbeitsteilig als Ochsentreiber, Pflugführer, Hirten, Melker, Schmiede, Müller, Bäcker, Bierbrauer, Winzer, Küfer, Stellmacher, Zimmerleute, Steinmetze, Maurer, Walker, Weber usf. Ihnen sind viele technischen Neuerungen und Verbesserungen zu verdanken, so bei der Einrichtung von Bewässerungs-, Schwemm- oder Mühlkanälen, bei der Konstruktion verschiedener Arten von Werkmühlen, im Bergbau-, Hütten- und Salinenwesen und vielen anderen Bereichen mehr.

Zahlenmäßig waren die Laienbrüder den Chormönchen meist weit überlegen. So kamen beispielsweise in Clairvaux 1150 auf 200 Chormönche 300 Laien, in Himmerod war das Verhältnis 1224 60 zu 120, in Salem 1223 01 zu 160 und in Amelungsborn 1280 50 zu 90.

Die Chormönche erachteten Laienbrüder – ihre unermüdlichen Helfer und Ernährer – als minderwertig, dem Zugvieh vergleichbar und weiterer Fürsorge nicht wert. Als Ende des 12. Jh. den Laienbrüdern der Genuss von Wein und Bier gänzlich verboten, und als dies sich als undurchführbar erwies, doch wenigstens eingeschränkt werden sollte, gab es hunderte schwerer Unruhen. Mancherorts wurden Laienbrüder im Ganzen derart ausbeuterisch behandelt, dass es zu regelrechten Aufständen kam; so in Hilda/Pommern (1232), in Eberbach (1238) und in Heilbronn (1246). Zwischen 1168 und 1308 fanden insgesamt 123 Aufstände statt, also etwa jedes zweite Jahr einer.

(s. Familiaren)

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