Land- und Seekarten

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Land- und Seekarten. An einer wirklichkeitsgetreuen Abbildung der Erdoberfläche waren die Gelehrten des Mittelalter anfänglich nicht interessiert. Karten waren Weltbilder, die zunächst der geistigen, nicht der räumlichen Orientierung zu dienen hatten. Sie wurden bis ins Hochmittelalter in den Schreibstuben der Klöster auf Pergament gezeichnet und mit krausen Phantasiegestalten von Land- und Meeresungeheuren und mit allegorischen Figuren geschmückt. Nach weitverbreiteter Vorstellung war die Erde eine wasserumflossene Scheibe, in deren Mittelpunkt Jerusalem als Zentrum der Heilsgeschichte liegt. Osten, als die Richtung des Paradieses, wies als die vornehmste der Himmelsrichtungen zum oberen Kartenrand. Entsprechend waren die damals bekannten Kontinente Europa, Asien, Afrika so in der Weltkarte (mappa mundi) angeordnet, dass Asien oben, Afrika rechts und Europa links darunter erscheinen (s. TO-Karten). Diese christlicher Topographie geht auf den Mönch Kosmas Indikopleustes (6. Jh.) zurück, der das christliche Bild der Erde gegen die Irrlehre von deren Kugelgestalt darlegte. – Zentren christlicher Kartographie waren die Klöster, besonders die der ehemaligen römischen Provinzen, in denen die Lehren antiker Geographen überliefert wurden.

Vom Ende des 12. Jh. an wurden die ideellen Mappae mundi von praktisch verwertbaren Gebrauchskarten abgelöst. Dafür war einmal die Rezeption arab. geographischen Wissens verantwortlich, zum andern wurden durch Handels- und Forschungsreisende (s. Rubruk, Polo, Ibn Battuta), durch Pilger und Gesandte immer genauere Kenntnisse über Entfernungen, Küstengestalt, Land- und Seemarken, Straßenverlauf und Ortslagen zusammengetragen, und fanden Eingang in die Landkarten. Je größer die Kenntnisse über ein Land- oder Seegebiet waren, desto größer wurde dieses dargestellt (so etwa in der “Pisaner Karte” [um 1290], in welcher Italien und der Mittelmeerraum detailreich und überproportional groß, die Küstenlinien von Atlantik und Nordsee dagegen zu klein und nur vage wiedergegeben sind). Im Spätmittelalter gab es inhaltsreiche, z.T. gesüdete Karten für Rom- oder Jerusalempilger (s. Itinerarkarten) und genordete Seekarten mit Schifffahrtsrouten und Landmarken. Es entstanden Portulankarten (Portulane) und Atlanten (mit Welt- und Regionalkarten). Nachdem vom 13. Jh. an die ptolemäische Idee einer kugelförmigen Erde endlich allgemein akzeptiert worden war und man im 15. Jh. die geographischen und kartographischen Lehrbücher des Ptolemäus wiederentdeckt und ins Lateinische übertragen hatte, trat die Kartographie in die Wissenschaftlichkeit der Neuzeit ein. Frühe Kartenwerke mit dem ptolemäischen Koordinatensystem gehen in Italien in Druck (Rom 1467, Vicenca 1475, Bologna 1477). Eine frühe gestochene und gedruckte geographische Karte Deutschlands stammt von Nikolaus Germanus und geht auf einen Entwurf des Nikolaus Cusanus zurück; sie trägt das Vollendungsdatum 1491, ist wahrscheinlich aber älter (1482 ?). – In einer römischen Ptolemäusausgabe von 1478 erscheint eine unkolorierte, schmucklose, auf das Wesentliche beschränkte Karte Deutschlands (“Quarta Europae tabula”). An den seitlichen Rändern sind die Breitengrade, oben und unten die Längengrade vermerkt.

(s. Ebstorfer Weltkarte, Erdgloben, Fra Mauro, Geographie, Klimata, Pietro Vesconte, Portulankarten, Rumbenlinien)

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