Lostage

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Lostage (Schicksalstage, für Kommendes entscheidende Tage) bestimmten im bäuerlichen Jahresablauf Zeitpunkte, die für künftigen Witterungsverlauf und für vorteilhaften Beginn landwirtschaftlicher Arbeiten als bedeutungsvoll erachtet wurden. Lostage gründen auf Beobachtung und Erfahrung, gelten teils überregional, teils kleinräumig und wurden seit der Christianisierung an kirchliche Gedenk- oder Festtage gebunden.

Einige Beispiele:

“Ist bis Dreikönigstag (6. Januar) kein Winter, so kommt auch keiner mehr dahinter.”

“Fällt auf Lichtmess (2. Februar) Sonnenschein, wird der Flachs sehr lang und fein.”

“An Fridolein (6. März) müssen die Pflüge im Felde sein.”

“So lange der Schlehdorn vor dem 1. Mai blüht, so viel Tage vor Jakobi (25. Juli) beginnt die Roggenernte.”

“In Walpurgisnacht (1. Mai) Regen, bringt ein Jahr mit reichem Segen.”

“Medard (8. Juni) bringt keinen Frost mehr her, der dem Weinstock gefährlich wär.” – “Regnet’s am Medardustag, regnet’s 40 Tag danach.”

“Wenn die Sonne scheint am Jakobstag (25. Juli), bringt ein harter Winter Plag’.”

“Schön Wetter zu Mariä Himmelfahrt (15. August) verkündet Wein von bester Art.”

“Wenn Matthäus (21. September) weint statt lacht, er nicht Wein, sondern Essig macht.”

“So trocken wie St. Gallen (16. Oktober), so trocken wird der Sommer fallen.”

“Soll der Winzer glücklich sein, tritt Allerheiligen (1. November) der Sommer ein.”

“Hat Weihnachten Fliegen, so hat Ostern Eisschollen.”

Bekannte Lostage waren ferner Petri Stuhlfeier (22.2.), Mariae Verkündigung (25.3.), Johannistag (24.6.), Siebenschläfertag (27.6.), Ulrichstag (4.7.), Bartholomäustag (24.8.), Ägidiustag (1.9., galt als erster Herbsttag, wichtiger Termin für die Aussaat des Winterkorns, ließ auf die Länge und Güte des Herbstes schließen), Michaelstag (29.9.) und die Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig.

(Durch die “Gregorianische Kalenderreform” wurde das Jahr 1582 um 10 Tage verkürzt, um Sonnenstand und Datum wieder in Einklang zu bringen. Alle vorgregorianischen Witterungsregeln hätten um 10 Tage verschoben werden müssen. Der Siebenschläfertag z.B. fällt nach unserem Kalender noch auf den 27. Juni, wie vor der Kalenderreform; tatsächlich müsste er am 7. Juli sein. Da Witterungsvorhersagen jedoch nicht auf den meteorologischen Parametern eines bestimmten Tages sondern eines mehrtägigen Zeitraumes gründen, relativiert sich die Auswirkung der Kalenderreform auf die Regeln.)

(s. Bauernregeln, Tagwählerei)

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