Malfarben

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Malfarben. Verschiedene mittelalterliche Schriften (z.B. “De arte illuminandi” [14. Jh.], “Schedula diversarum artium” [11./12. Jh.], “Mappae clavicula” [9./10. Jh.], “De coloribus et artibus Romanorum” [um 800]) geben Auskunft über die mittelalterliche Technik der Farbenherstellung aus mineralischen und organischen Ausgangsstoffen. Sie gehen auf griechische, byzantinische und arabische Quellen zurück, und wurden vor allem von den Künstlern in den Skriptorien der Klöster tradiert, zu deren Aufgaben die Illuminierung von Handschriften mittels dichter oder gelöster Wasserfarben (wasserlöslicher Farben mit leimartigen Bindemitteln, mit oder ohne deckende Pigmente) gehörte. Die im Mittelalter zur Farbherstellung verwendeten Rohstoffe waren der Herkunft nach:

1.) mineralische: Alaun, Bolus, Bleiweiß, Eisenoxyd, Gold, Grünerde, Ockererde, Grünspan, Kobalt, Kupfer, Kupfervitriol, Mennige, Quecksilbersulfid, Roteisenstein, Ruß, Schwefelarsenik, Silber, Soda, Zinnober.

2.) pflanzliche: Brasilholz (wurde aus Ceylon eingeführt; Brasilien erhielt seinen Namen, weil dieses Holz dort gefunden wurde), Essig, Safran, Färberröte und Färberwau, verschiedene Flechten, Galläpfel, Heidelbeeren, Kornblumen- und Mohnblüten, Krebskraut, Kreuzdorn, Drachenblut und verschiedene Nachtschattengewächse.

3.) tierische: Purpur (aus der Purpurschnecke, eignet sich besser zum Färben als zum Malen), Karmin (aus dem Weibchen der Kermesschildlaus; mit Alaun tief purpurfarben, mit Zitronensaft orangefarben), Eiweiß, Fischleim, Galle (von Ochsen, vom Kalb oder von der Schildkröte), Milch, Urin.

Die Zubereitung der Farben erforderte Kenntnis und Übung, ergaben die Ausgangsstoffe doch erst in bestimmter, genau abgewogener Mischung den gewünschten Farbton. Beispielsweise musste für einen bestimmten Zinnober-Farbton eine exakt vorgegebene Menge von Zinnober, Grünspan und Bleiweiß verrieben werden. Grünerde, Zinnober und ausgefaulter Urin ergaben ein warmes Erdbraun. Ein stumpfes Eisblau ergab sich aus einer Mischung von Quianus (einem blauen Farbstoff), Bleiweiß, Kupfervitriol und Soda.

Als Bindemittel (Mittel die den Farben Haftfähigkeit verliehen) dienten Fischleim (ichthyocollon; aus der getrockneten Schwimmblase des Störs) und andere Leime (Abkochungen aus Knorpeln, Knochen und Häuten), Eiklar (lat. clarea), Leinöl (s. Flachs) sowie Gummi (aus Akazienharz {“Gummi arabicum”} oder Kirsch-, Mandel- oder Pflaumenbaumharz). Sie wurden den verriebenen und mit Wasser aufgeschwemmten Farbstoffen erst vor dem Auftrag beigemengt. Kombinationen aus aus Farbstoffen und einer Emulsion aus wässrigen und nichtwässrigen Bindemitteln (z.B. aus Eiklar und einer Harzlösung) nennt man Temperafarben (v. lat. temperare = mischen). Farben, deren Bindemittel ausschließlich trocknende pflanzliche Öle wie Lein-, Mohn- oder Walnussöl sind (Ölfarben), kamen erst im 15./16. Jh. auf, eroberten dann jedoch schnell die Tafel- und Leinwandmalerei.

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