Menstruation

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Menstruation (Monatsblutung der Frau; zu lat. menstrualis = alle Monate wiederkehrend; mhd. manot-ganc, geblüete, der frawen kranckheyt, der frawen ir haymlikeyt). Die mittelalterliche Theorie der Menstruation ging auf hippokratische Lehren zurück, nach denen sich im weiblichen Körper aufgrund seiner trägen, feucht-kühlen Konstituion fortlaufend überflüssiges Blut aus Stoffwechselschlacken ansammelte, welches synchron mit einer der Mondphasen ausgeschieden würde.

Galenus vertrat die Ansicht, dass gebärfähige Frauen in der Zeit zwischen den Regelblutungen gutes Blut im Überschuss erzeugten, das im Falle einer Empfängnis zur Ernährung des Fetus und nach der Geburt zur Bildung der Muttermilch diene; sofern es zu keiner Schwangerschaft kam, müsse es ausgeschieden werden.

Gregor I. der Große, Hildegard von Bingen und Albertus Magnus sahen die Ursache der Menstruation im Sündenfall und beurteilten die Zeit der Regel als unrein und das Menstruationsblut als giftig bzw. als heilkräftig (z.B. bei Lepra). Der Enzyklopädiker Isidor von Sevilla (um 560 – 636) schreibt über das Menstrualblut: “Nach der Berührung mit ihm können Früchte nicht keimen, Blüten verwelken, Gräser sterben ab … Eisen rostet, Erz wird schwarz, Hunde, die davon nehmen, bekommen die Tollwut.” (Zit. nach Fr. Meier)

Den drei monotheistischen Religionen galten menstruierende Frauen als unrein; sie durften kein Gotteshaus betreten und Geschlechtsverkehr mit Menstruierenden war nach kirchlichen Bußbüchern strafwürdig – Zuwiderhandlung sollte missgestaltete oder lepröse Kinder zur Folge haben. Ein Würzburger Synodalbeschluss von 1298 besagte: “ne quis accedat ad praegnantem vicinam partui vel quae est in fluxu menstrui” (niemand komme einer nahe, deren Gebärtemin nahe ist oder die ihre Regel hat).

Der normale Menstruationszyklus bewahrt die Frau vor Leiden wie Melancholie, Gicht, Wassersucht, Geschwüren usf. (Hildegard) und lässt sie infolge der reinigenden Wirkung länger leben als Männer (Albertus Magnus). Dementsprechend sahen Ärzte im Ausbleiben der M. (Menopause) eine Gefahrenquelle, den Frauen wegen Evas Sündenfall auferlegt.

Mittel zur Menstruationsauslösung (Emmanagoga) wurden auch zur Empfängnisverhütung oder zur Abtreibung angewndt. B. Herrmann zitiert ein einschlägiges Rezept aus einer HS des Klosters St. Gallen (9. Jh.): “Koche Sade, eine Selleriewurzel, Fenchel, Liebstöckel und Petersilie in Wein und gib es zu trinken. Dazu lege Rainfarn, Fieberkraut und Beifuß in Butter auf den Nabel.” Zur Wirkungsverstärkung wurden heiße Bäder verordnet.

Eine Frau galt während ihrer Regel wegen der Ausscheidung des Menstruationsblutes als unrein und schadenbringend. In ihrer Menopause galt sie als noch gefährlicher, das sie das verderbte Blut nicht mehr ausscheiden konnte. In dem medizin. Traktat De secretis mulierum heißt es: “Das Zurückhalten der Menses produziert viele schädliche Körpersäfte. Alte Frauen besitzen fast keine Hitze mehr, um dieses Problem bewältigen zu können, … Diese Frauen sind boshafter als andere.” (Zit. nach Pat Thane).

Im Mittelalter trugen Frauen außer einem leichten Hemd keine Unterkleidung. Im Falle der Menstruation benutzten Sie Stoffbinden und -tücher, um das Regelblut aufzusaugen, oder ließen e zur Erde rinnen. Der Umstand ihrer regelmäßigen “Unreinheit” dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass ihnen in manchen Gegenden verboten war, Wein zu treten.

(s. Bußbuch, Reinheit)

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