Optik

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Optik (v. grch. optike [techne] = das Sehen betreffend[e Lehre]). Bis zum 11. Jh. kannte man im christl. Abendland ausschließlich die Optiktheorie Platons, derzufolge das Auge ununterbrochen einen Sehstrahl aussendet, der von dem inneren Feuer des menschlichen Körpers erzeugt und von undurchsichtigen Körpern im Blickfeld zum Auge zurückgeworfen wird (Emissionstheorie). Um die Mitte des 12. Jh. wurde – vermittelt durch islamische Aristoteliker wie Avicenna und Averroes – die aristotelische Optiktheorie in Europa bekannt. Ihrzufolge vermittelt ein durchsichtiges optisches Medium Farben und Form eines beleuchteten Gegenstandes an das empfangende Auge, in welchem es sofortige qualitative Veränderungen auslöst (Empfangstheorie). Avicenna führte die für die Scholastik bedeutsame Unterscheidung zwischen lux und lumen ein, wobei lux als Qualität lichtstrahlender Körper, lumen als deren Effekt auf das optische Medium verstanden wurde.

Grundlegende Erkenntnisse islamischer Gelehrter (wie z.B. Alhazen [s. Haitham, Ibn al-) zu Strahlengang, Spiegeln und Linsen wurden in Europa um 1200 in lat. Übersetzung durch Robert Grosseteste bekannt, der selber ein begabter Experimentator und Theoretiker war. Von ihm stammt eine Abhandlung über den Regenbogen und die Idee von Sehstrahlen, die durch Linsen mit der Wirkung von Verkleinerung oder Vergrösserung gebrochen werden können. Sein Schüler Roger Bacon führte die Studien weiter, entwickelte eine Theorie des Lichts, das er als die in der Zeit ablaufende “Übertragung einer Bewegung” darstellte. Bacon schrieb: “Wir können durchsichtigen Körpern (perspicula) eine solche Gestalt geben und sie in solcher Weise in bezug auf unser Gesicht und die gesehenen Objekte anordnen, dass …. wir das Objekt nahe oder entfernt sehen. So können wir aus unglaublicher Entfernung die kleinsten Lettern lesen …. auch die Sonne, den Mond und die Sterne in der Erscheinung zu uns herabsteigen lassen …”. Vergrößerungsglas und Brille gehörten von da an zum alltäglichen Gebrauch; für Mikroskop und Fernrohr waren die theoretischen Voraussetzungen gegeben, die praktische Realisierung blieb späteren Zeiten vorbehalten.

Eine optische Theorie des Regenbogens wurde um 1304 von Dietrich von Freiberg aufgestellt, der zwar auf Roger Bacon und Robert Grosseteste aufbaute, jedoch als erster die innere Reflexion des Lichtes in jedem Tropfen erkannte. Auch Konrad von Megenberg behandelt in seinem “Buch der Natur” die physikalischen Grundlagen des Regenbogens.

(s. Brille, Lesestein, Regenbogen)

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