Organe

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Organe (Körperorgane; im 18. Jh. von dem grch. organon = Werkzeug abgeleitetes Wort). Die mittelalterliche Vorstellungen von den menschlichen Organen und deren Funktion gehen im wesentlichen zurück auf die Lehren des Galenus und des Avicenna.

Die Vorstellungen Galens von Anatomie und Funktion der Organe beruhen außer auf Lehren früherer Wissenschaftler (Aristotele, Hippokrates u.a.) auf vielen Sektionen an Tieren, überwiegend an Affen. Trotz aller Akribie sind sie nicht frei von von Fehlern; so nahm er dünne Öffnungen zwischen den Herzkammern an und wusste nichts vom Blinddarm (der ja bei vielen Affen fehlt). Richtig sind die meisten seiner Feststellungen, so die exakte Beschreibungen von Periost, Knorpeln und Gelenktypen, von der Muskulatur (besonders der Kau-, Hals- und Rückenmuskeln), des Gehirns und seiner Ventrikel, von sieben der zwölf Gehirnnerven; ferner die Unterscheidung zwischen sensorischen (“weichen”) und motorischen (“harten”) Nerven, die Beschreibung der Anatomie der Hand und der Muskeltätigkeit einzelner Glieder, der Funktion der Nieren und der Harnblase. – In manchem ist er überkommenen Spekulationen verhaftet: In der Leber bewirkt der “natürliche Geist” (Pneuma physikon/spiritus naturalis) die Blutbildung, steuert die Ernährung und das Wachstum sowie die Fortpflanzung. Das Blut entsteht aus der Nahrung, während die Nahrungsüberschüsse in Galle verwandelt werden und Schädliches über die Nieren ausgeschieden wird; in der Leber bildet sich zunächst die gelbe Galle, in der Milz sodann die schwarze Galle. Das Blut strömt von der Leber zum Herzen, wo es mit dem “Lebenspneuma” (Pneuma zootikon/spiritus vitalis) aufgeladen wird, und weiter zum Gehirn, wo ihm das “Seelenpneuma” (Pneuma psychikon(spiritus animalis) mitgeteilt wird; dieses fließt in den Hohlräumen der Nerven zu den Körperteilen.

Avicenna hat seine Organtheorie in seinem medizin. Hauptwerk “Al-Kanoon” (lat. Canon medicinae) niedergelegt.

Er konstatiert einleitend: “Der Körper hat vier Hauptorgane und eine Anzahl Nebenorgane, die von ersteren abhängig sind.” Das erste sei die Leber, welche die Ernährung des Körpers besorgt. Das zweite das Herz, welches den Körper mit dem Lebensgeist versorgt, welcher mit dem Blut in die Hauptschlagader hineingetrieben wird. Das Gehirn mit dem Rückenmark und den Nerven als drittes Organ “schützt die Wärme des Herzens vor Entzündung und besorgt die Bewegung der Gelenke”. Und als Viertes: “Die Hoden sind die Fortpflanzungsorgane, durch welche vermittelst der Zeugung die Art erhalten bleibt.” – “Fleisch, Fett und verschiedene Arten von Drüsen sind gleichsam Diener jener Hauptorgane. Knochen, Häute und Bänder dienen zu Schutz und Stütze des Körpers. Die Nägel an den Fingern sind eine Art Hilfswerkzeuge, während die Haare eigentlich überflüssig oder nur zum Schmucke vorhanden sind.” (Zit. nach zur Bonsen) – Auffällig, dass Avicenna Nieren, Milz oder Gebärmutter nicht einmal als Nebenorgane erwähnt.

(s. Anatomie, Blut, Darm (s. Durchfall, Kotschau, Verdauungsstörungen), Hirn, Herz, Leber, Lunge (s. Galenus, Lungenentzündung, Physiologie), Milz, Physiologie, spiritus)

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