Pilgerzeichen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Pilgerzeichen. Am Wallfahrtsziel erworbene und demonstrativ, gleichsam als Beweis abgeleisteter Pilgerschaft, zur Schau getragene Gebilde aus Metall, Muscheln, Pergament oder Papier. Jeder Wallfahrtsort bot ein eigenes Signet an, meist als Flachrelief aus einer Legierung aus Blei und Zinn, auch aus Silber, gegossen in Modeln aus Schiefer oder Speckstein. Diese Plaketten wurden als Massenware gefertigt und brachten dem jeweiligen Wallfahrtsort Einkünfte sowie willkommene Werbung ein. Wofern man sein Pilgerzeichen mit Reliquien hatte in Berührung bringen können, hatte es Teil an deren Wunderkraft und brachte seinem Träger Heil und Segen.

Als Zeichen für Santiago de Compostela stand die Jakobsmuschel (der Muschel Lima vadis nachgebildet), für Rom das gekreuzte Schlüsselpaar, für Jerusalem die Palme, für Aachen ein Metallrelief, das Kleid Mariens auf einer Stange darstellend, oder das ®”Achhorn” (ein posthornähnliches Gebilde aus Ton), für Regensburg das gegossene Abbild der “Schönen Maria”, für Köln das “Dreikönigszeichen”, für Trier St. Matthias zu Pferd, hinter sich – im Damensitz – der hl. Bischof Maternus, für Prag eine Darstellung der Heiltumsweisung (auf dem Karlsplatz).

Die Jakobsmuschel wurde zuerst an der Pilgertasche getragen, vom 14.Jh. an vorzugsweise an der aufgeschlagenen Hutkrempe oder am Mantel. Im Spätmittelalter wurde sie zum Pilgerattribut schlechthin. Pilgerzeichen verschafften ihren Trägern vielfältige Vorteile (Schutz, verbilligte oder kostenfreie Unterkunft und Verköstigung), bis sie im Spätmittelalter von Gaunern missbraucht und in Verruf gebracht wurden. Pilgerzeichen galten schon bald als magische Glücksbringer und wurden gerne als Amulett getragen. Dass sich trotz massenhafter Anfertigung nur wenige Pilgerzeichen erhalten haben, hat seine Ursache darin, dass diese materialbedingt nicht lange haltbar waren und dass sie häufig den Pilgern mit ins Grab gegeben wurden.

Natürlich vorkommende Pilgermarken waren z.B. Samen von Ölbäumen aus Gethsemane, Palmzweige oder Jerichorosen aus Palästina, Wasser aus einer wundertätigen Quelle oder Erde von einem Gnadenort.

Pilgerzeichen “wurden als Massenware hergestellt und verkauft … Im schweizerischen Einsiedeln wurden bei einer außerordentlich erfolgreichen Wallfahrt 1466 innerhalb von zwei Wochen 130.000 Pilgerzeichen verkauft.” – “In den Jahren vor der großen Marienwallfahrt nach Aachen 1439 begann der Unternehmer Johannes Gensfleisch Gutenberg … etwa 30.000 in Blei geprägte Pilgerzeichen herzustellen ….” (V. Groebner)

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