Pillen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Pillen (mhd. pillule; lat. pilula = Kügelchen, Bällchen, Pille, Dem. von pila = Ball). Die Arzneimittel-Darreichung in Form von Kügelchen geht mindestens bis in die Spätantike zurück und hat ihren Beweggrund in dem Wunsch, den schlechten Geschmack einer Medizin zu übertönen: man ließ diese in einer Umhüllung mit Wachs oder vermengt mit Brot, Honig oder Konfekt einnehmen. Die Pillenherstellung im mittelalterliche Abendland beruhte auf Rezepten von Dioskurides (1. Jh. u.Z.), Mesue (um 800) und Rhazes (um 900), wie sie durch Übersetzungen des 10./11. Jh. bekannt geworden waren. – Im Rezeptbuch des ital. Arztes Nicolaus Salernitanus (“Antidotarium Nicolai”, 12. Jh.) sind mehrere Arten von Pillen beschrieben.

Zur Herstellung der etwa erbsengroßen Pillen wurde eine knetbare Masse, in die der Wirkstoff zusammen mit Honig oder Sirup eingearbeitet war, in Stangenform ausgewalzt; diese verwahrte man bis zur bedarfsweisen Weiterverarbeitung in einer röhrenförmigen Hülle aus einer Tierblase oder aus Leder. Kurz vor der Abgabe wurde der Pastenstrang mit Hilfe einer Waage portioniert und die Teilstücke von Hand auf einer ebenen Unterlage (“Pillenbrett”) durch kreisende Bewegung zu Kügelchen gedreht.

Die von Hand geformten Pillen galten als handwerkliches Meisterstück der Apotheker. weswegen man sie auch scherzhaft als “Pillendreher” bezeichnet hat.

Als Beispiel seien die als Vorbeugung gegen den Schwarzen Tod verordneten “Pestpillen” (Pilulae pestilentiales) genannt, unterschiedlich zusammengesetzt aus Heilerde, Aloe, Safran, Myrrhe, Rhabarber,Theriak u.a., sowie das Vergolden und Versilbern der Pillen, das die Überzeugung von deren hochwertiger Heilkraft stärken sollte. – Wie bei anderen Medikationen auch, haben die Mediziner in bestimmten Fällen auf den mit der Pilleneinnahme verbundenen Placebo-Effekt vertraut.

(s. Arzneimittelformen)

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