Reichenau

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Reichenau (mhd. die reyche ow; lat. Augia, Augia felix, Augia dives). Insel, in einem südwestlichen Arm des Bodensees, dem Untersee, gelegen. Hier gründete 724 der westgot. Wanderbischof Pirmin eines seiner vielen Klöster, das von Karl Martell mit großem Landbesitz und dem Privileg freier Abtswahl ausgestattet wurde. Der Reichenauer Abt Hatto (um 700 – nach 759), der Nachfolger Pirmins, war ein persönlicher Freund und Berater Karls d. Gr. Karl besuchte das Kloster in Begleitung seiner Gemahlin Hildegard und verfügte dessen Eximierung aus der Diözese Konstanz. Unter Abt Waldo (786 – 806), dem Erzieher und Berater von Pippin, einem Sohn Karls d. Gr., wurde Reichenau zu einem Zentrum der Missionierung und der frühmittelalterliche Kultur (s. karolingische Renaissance). Waldos Nachfolger Hatto (763-836; Abt seit 806) führte das Klosterleben zu seiner Blüte und erbaute das Reichenauer Münster. Einer der berühmtesten Äbte des Klosters war Walahfrid Strabo (Abt von 839 – 848), der sich als Gelehrter, Dichter und Politiker hervortat. Ein großer Gönner der Reichenau war Karl III. d. Dicke, der durch Schenkungen dem Kloster zu riesigem Landbesitz verhalf, und im Münster zu Mittelzell seine letzte Ruhestätte fand. Abt Hatto III. (888 – 913) war Kanzler und Regent für Ludwig d. Kind. Abt Diethelm von Krenkingen (1169 – 1206) tat sich als eifriger Parteigänger von Friedrich I. Barbarossa hervor. Das Kloster, zu dem nur Angehörige des Hochadels Zugang hatten, verlor vom 13. Jh. an durch Nachwuchsmangel an Bedeutung. (Im 16. Jh. gelang dem Bischof von Konstanz die Einziehung der Reichenau; 1802 unterlag das Kloster der Säkularisierung.)

Im 9. Jh. zählte die Reichenauer Bibliothek zu den größten des Abendlandes. Im 10./11. Jh. kam die Reichenauer Malerschule zu höchster Blüte (Egbert Codex, Evangeliar Ottos III., Perikopenbuch Heinrichs II.). Zum Ruhm Reichenaus trugen auch seine Leistungen auf den Gebieten von Wissenschaft, Dichtung, Musik und Kunsthandwerk bei (s. Herimannus Contractus).

Von den roman. Reichenauer Kirchenbauten bestehen noch: das Münster St. Maria und Marcus (in Mittelzell, Begräbnisstätte Kaiser Karls d. Dicken); die Peter u. Pauls Basilika (in Niederzell, um 800 über der Einsiedelei des resignierten Veroneser Bischofs Egino errichtet, eines früheren Mönchs der Reichenau; mit Fresken aus d. 12. Jh.); die Stiftskirche St. Georg (in Oberzell, um 890; der Legende nach über einer Zelle des Abtes Hatto erbaut; mit zweistöckiger Vorhalle, kurzem, dicken Turm und Wandmalereien über die Wundertaten Jesu [Ende 10. Jh.]; die Krypta unter dem Chorraum wurde wohl für Reliquien vom Haupt St. Georgs gebaut, die Abt Hatto III. von Papst Formosus geschenkt bekommen hatte).

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