Schmied

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Schmied (mhd. smit, ahd. smid; lat. faber, ferrarius). Das traditionsreiche Schmiedehandwerk, dem ursprünglich nicht nur die Eisenverarbeitung sondern auch die Eisengewinnung oblag, wurde im Frühmittelalter in Werkstätten der Klöster und der Fronhöfe ausgeübt. Schmiede waren dementsprechend zumeist hörige oder lehnsrechtlich gebundene Hintersassen. Später trennten sich Eisenerzeugung und -verarbeitung, wurden auch in bäuerlichen Siedlungen abseits der Herrenhöfe und in den Städten Schmieden eingerichtet, überwogen die personenrechtlich freien Schmiede. Das Schmiedehandwerk stand unter einem Sonderschutz durch erhöhtes Wergeld und verschärfte Strafdrohung im Falle von Bestohlenwerden.

Wichtigste Erzeugnisse frühmittelalterliche Schmiedekunst waren Schwerter, Helme, Brünnen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Pflüge, Äxte, Keile, Zangen, Feilen, einteilige Scheren, Sicheln, Rebmesser, Pfannen und Kessel, Hufeisen, Nägel, Hämmer (z.B. für Steinmetze oder Bergleute) und Beschläge für hölzerne Werkzeuge (z.B. der eiserne Randbeschlag des Spatens). Unentbehrlich war der Dorfschmied für das Fertigen, Schärfen oder Reparieren eisernen Geräts wie Sense und Sichel, Pflugschar und -messer, für das Herstellen von eisernen Wagenbeschlägen, Wagenbüchsen und Reifen sowie von Hufeisen und -nägeln und für den Hufbeschlag selbst.

Im Frühmittelalter kannte man – neben Gold- und Silberschmieden – nur den Grob- oder Eisenschmied; zu diesen trat im 8. Jh. in England der Messerschmied. Im Hochmittelalter unterschied man Kleinschmiede (s. Schlosser) und Grobschmiede (Werkzeug- und Waffenschmiede, Hufschmiede). Seit dem 14. Jh. kam es zu einer weiteren Differenzierung des Handwerks nach Metallsorten, Arbeitstechniken und Produkten; es gab Eisen, Kupfer- und Messingschmiede, Ankerschmiede (s. Anker), Hufschmiede, Kessel-, Ketten- und Nagelschmiede (s. Nagel), Klingenschmiede und Plattner, Messerer, Sporen-, Steigbügel-, Helmschmiede, Klempner und Gürtler. (In Köln hatten sich zwischen dem 12. und dem 16. Jh. 43 verschiedene Schmiedehandwerke herausgebildet.) In der Steinbearbeitung wie im Erzbergbau spielten Schmiede eine zentrale Rolle, mussten sie doch ständig für das Schärfen der stumpf gewordenen Werkzeuge der Steinmetze und Hauer sorgen. Die einzelnen Handwerke waren je für sich oder zusammen mit anderen in Zünften organisiert.

Gemeinsame Arbeitstechniken aller Schmiede waren Strecken (Dünnerschlagen und damit Dehnen eines erhitzten Metallbelchs), Stauchen (Verdicken der erhitzten Stelle eines Metallstabs durch auf die Längsachse wirkende Hammerschläge), Schroten (Einhauen von Kerben in den Rand eines Metallstücks), Schweißen (Zusammenhämmern zweier weißglühender Metallteile) und Prägen (Kaltbearbeitung des Eisens mit dem Meißel). Zum Abschroten, Strecken und Stauchen wurde das Eisen auf über 800° (helle Rotglut) erhitzt, für das Schweißen waren Temperaturen von über 1000° (Weißglut) nötig. Besonders anspruchsvolle, geheim gehaltene Künste der Klingen- und Messerschmiede waren die des Härtens und Anlassens: Das Härten geschah durch Abschrecken der rotglühenden Klinge in kaltem Wasser oder einer anderen Flüssigkeit (Blut, Urin, Talg), das Anlassen (geringere Erhitzung und langsames Abkühlen) gab der Klinge zusätzliche Festigkeit und Elastizität. Schmiedegesellen wurden durch einen Verbleibungseid daran gehindert, das Land zu verlassen und das Geheimnis des Härtens weiterzutragen. In den Zentren der Schwertklingen- und Messerherstellung (Nürnberg, Solingen, Regensburg, Steyr) bildete sich im 14. Jh. der selbständige Handwerkszweig des Härters.

Schon Anfang des 11. Jh. war mit der Erfindung der Nockenwelle die Wasserkraft auch zum Antrieb von Blasebälgen und Schmiedehämmern in Blas- und Hammermühlen benutzt worden, was zu Arbeitserleichterung und Qualitätsverbesserung führte.

Im Volksglauben galten Schmiede als zauberkundig. In manchen Gegenden hatte die Schmiede den Status einer Asylstätte. Abweichend davon, dass Handwerker bis ins Hochmittelalter ausnahmslos hörig waren, gab es unter Schmieden auch Freie, die mit Namen genannt sind (z.B. ingenuus faber, Alfbaldus nomine [der freigeborene Schmied, A. mit Namen]). Berufsspezifisches Kleidungsstück war die Lederschürze, die Schutz vor der Hitze des Schmiedefeuers und vor Funkenflug bot.

Einen eher eltitären Stand hatten – dem Wert des Ausgangsmaterials entsprechend und wegen ihrer künstlerischen Fähigkeiten – die Gold- und Silberschmiede. Auch ihr Handwerk wurde anfänglich in Klosterwerkstätten gepflegt und weitergereicht, bis im 12. Jh. auch nicht-monastische Werkstätten aufkamen.

Bis in unsere Zeit sind mit dem berufstypischen Bild eines Schmiedes Attribute wie Hammer, Zange, Amboss und Feuer verbunden.

(s. Amboss, Damaszieren, Fingerhut (s. Nagel), Hufeisen, Hufschmied, Klauenbeschlag, Sporenmacher (s. Sporn), Stahlschmied, Werkzeuge zur Metallbearbeitung, Zirkelschmied (s.Zirkel))

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