Solegewinnung

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Solegewinnung. Die Salzgewinnung basiert auf wässriger Salzlösung (Sole), wie sie als Meerwasser oder als natürliche Salzquelle vorkommt. Das zur gewerblichen Salzherstellung verwendete binnenländische Steinsalz kommt fast ausschließlich in unterirdischen Lagern vor; es wurde ursprünglich bergmännisch (Tirol, Salzkammergut), im Mittelalter überwiegend durch Sinkwerke (Laugwerke) gefördert, in denen der nasse Abbau durch Zuführung von Süßwasser stattfindet. (Belegt seit dem 13. Jh. für Aussee, Hallstadt, Hall/Tirol.)

Zur Einrichtung eines Sinkwerks musste zunächst ein horizontaler Stollen (der “Hauptschachtricht”) in den Berg getrieben werden. Von diesem wurde ein 20 – 30 m langer, 30° – 40° geneigter Schacht (“Ankehrschurf”) in das Salzgestein niedergebracht. Am unteren Ende des Ankehrschurfs wurde ein Hohlraum aus dem Gebirge geschlagen, der mit Süßwasser geflutet wurde, um das anstehende Salz aus einem Gemenge von Ton, Gips und Mergel in Lösung zu bringen. Das Süßwasser blieb so lange im Sinkwerk, bis es zur vollen Sättigung gekommen war; diese liegt bei 320 g/l (26,5 %) und wird nach 20 – 30 Tagen erreicht. Die sudreife Sole wurde über den Ankehrschurf in Eimern auf das Niveau der Hauptschachtricht hochgeschleppt und dort in ein Holzgerinne gekippt, das die Sole zu Tage und in ein Auffangbecken (“Solestube”) förderte. Dieses System wurde dadurch verbessert, dass ein vertikaler Schacht (die “Pütte”) vom Hauptschachtricht in den Solehohlraum niedergebracht wurde, durch den die Sole mittels Handhaspel gefördert wurde. Gegen Ende des Mittelalter nutze man zur Soleförderung auch Haspelwerke mit Schwungrad, sowie Bulgen- und Heinzenkünste (s.u.) und Pumpen.

Obertägig wurde Sole gewonnen, indem man Schächte ins salzhaltige Gestein niederbrachte. Wo der Brunnenschacht keine Quellsole anschnitt, wurde das Salz durch künstlich zugeführtes Süßwasser ausgelaugt. Wo Quellsole austrat, suchte man mehrere Quellen in einem Schacht zusammenzuleiten, der mit Brettern und Steinen gefasst war. In Halle/Saale gab es vier Schächte zwischen 20 und 35 m Tiefe. In Lüneburg wurde die Sole in Schächten von 16-36 m Tiefe gesammelt. Die Förderung geschah anfänglich mittels einer Wippe (“Schöpfgalgen”) und einem daran befestigten Eimer. Da die Arbeitsweise der Wippe wenig effizient und der Hub begrenzt war, ging man zur Förderung mittels Haspel über; im Spätmittelalter erhöhte man die Leistung der Haspelwerke durch Tretscheiben, Schwungräder oder Übersetzungsgetriebe. 1438 richtete der Ingenieur Erhard Hahn in Reichenhall ein Schöpfwerk (“Bulgenkunst”) mit einer “endlosen” Kette von 64 Ledereimern ein, das von einem Wasserrad angetrieben war. Andere Schöpfwerke des Spätmittelalter waren durch Pferdegöpel angetrieben oder bestanden aus rund um den Brunnenschacht übereinander gruppierten Hubkolbenpumpen.

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