Taufbecken

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Taufbecken (Taufbrunnen, Taufkessel, Taufstein; mhd. toufvaz, fontane, funtane [davon Fünte, Tauffünte]; lat. baptisterium, fons baptismalis, piscina). Eine der zentralen Kulthandlungen der christl. Kirche war seit Anbeginn die Wassertaufe (s. Taufe). Nachdem sich der Sakramentsvollzug im 11. Jh. von der Eintauch- zur Angießungstaufe gewandelt hatte, ging man von Taufkirchen (s. Baptisterium) zu Taufbecken im Kircheninneren über. Taufbecken gaben – dem Rang des Sakraments entsprechend – Zeugnis der höchsten Kunstfertigkeit und vom Stilempfinden der jeweiligen Entstehungszeit. Sie waren meist aus Stein (“Taufstein”), seltener aus Metall (Bronze, Zinn) oder Holz gefertigt, als runde oder polygonale Kessel oder Becken gestaltet und mit Reliefschmuck versehen. Anfänglich im Westwerk aufgestellt – nur Getaufte sollten sich dem Allerheiligsten im östlich gelegenen Chor nähern dürfen -, fanden sie später ihren Platz nahe der Eingangstür oder in einem besonderen Seitenraum. In manchen Kirchen war das Taufbecken von einer runden oder polygonalen Einfriedung – dem “Teufelsgitter” – umgeben, um beim Taufakt das Böse vom Täufling, den Eltern und den Paten fernzuhalten (so z.B. in St. Nikolai zu Wismar, ca. 1335). Das Fassungsvermögen des Kessels betrug ca. 150 – 180 ltr. und stimmte häufig mit örtlichen Normalmaßen (1 Malter, 2 Scheffel) überein; von daher wird überlegt, ob Weihwasserkessel die Funktion eines lokalen Normalmaßes gehabt haben könnten.

Als herausragende Beispiele seien genannt: das von dem Goldschmied Reiner von Huy gegossene Taufbecken der Bartholomäuskirche in Lüttich (Gelbguss, 1112; romanisch); das Taufbecken im Dom zu Merseburg (Stein, um 1120; hochromanisch); das Taufbecken der Stiftskirche in Freckenhausen (Stein, 1129; hochromanisch); der Taufkessel im Dom zu Hildesheim (Bronzeguss, ca. 1250; roman.-got. Übergangsstil); die bronzene Fünte in der Rostocker Marienkirche (1290 in Gebrauch genommen; Ähnlichkeiten mit der Hildesheimer Fünte lassen eine Meister-Schüler-Verbindung vermuten); das frühgotische Taufbecken aus gotländischem Muschelkalk im Dom zu Güstrow; die Fünte im Schweriner Dom (Bronze, 1325; achteckig, mit 16 Figuren unter Doppelbaldachinen); der Taufkessel der Marienkirche in Wismar (Bronzeguss, 1335; gotisch; heute in der Nikolaikirche); der bronzene Taufkessel in der Marienkirche zu Stendal (in Lübeck gegossen, 1474 hier aufgestellt; zentraler Fuß mit vier Trägerfiguren); der bronzene Taufkessel in der Martinikirche zu Halberstadt (frühes 14. Jh., getragen von vier knienden Männern, welche aus einem Gefäß Wasser ausgießen; sie symbolisieren die vier Paradisesflüsse aus dem Ersten Buch Mose 2,10. Die Außenseite des runden Kessels tragen Reliefs mit Szenen aus der Kindheit und Jugend Jesu. Die jetzige bunte Fassung der Reliefs stammt aus jüngerer Zeit.)

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