Technik

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Technik (v. grch. techne, neulat. technica = Handwerk, Kunstfertigkeit; hier: Gesamtheit der Verfahren, Werkzeuge und Vorrichungen, mittels welcher Erfahrungen aus der Praxis und naturwissenschaftliche Erkenntnisse zur Hervorbringung künstlerischer oder praktisch nutzbarer Dinge, zur Nutzung von Energie, zur Steigerung des Wohlbefindens oder zum Umgang mit der natürlichen Umwelt umgesetzt werden; lat. ars mechanica, zu grch. mechanike [techne] = die Kunst, Maschinen zu erfinden und herzustellen; mhd. kunst = die Fertigkeit, Künstliches – darunter auch Maschinen – zu bauen).

Mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums ging – vor allem in den Reichsprovinzen nördl. der Alpen – ein Verlust an praktischen Fertigkeiten und theoretischem Wissen auf allen Gebieten einher. Erst ab etwa dem 9. Jh. kamen mit Hilfe von aus dem Mittelmeerraum angeworbenen Fachleuten und von Mönchshandwerkern langsam wieder Techniken in Gebrauch, die in der Spätantike schon zu hohem Stand gekommen waren (z.B. Steinbau, Bronzeguss, Weinbau, Gartenkultur). Verbesserte landwirtschaftliche Techniken (z.B. Kummet, Scharpflug) führten (neben günstigeren klimatischen Verhältnissen während des 9. – 14. Jh.) zu deutlichen Bevölkerungswachstum und dem Aufblühen von Städten. Handwerke und Handel florierten, es kam zu raschem technologischen Fortschritt und regem Technologieaustausch. Bei letzterem spielten arabische, byzantinische und asiatische Einflüsse eine große Rolle. Vom Hochmittelalter an, als die verbesserte maschinelle Energieausbeute und -umsetzung sowie neue Verfahrenstechniken und Vermarktungsstrategien eine drastische Produktionssteigerung erbrachten, kann geradezu von einer technischen Revolution des Mittelalter gesprochen werden. Erkenntnisse über Materialbeschaffenheit, Konstruktionsprinzipien und Wirkungsweisen, die bislang fast ausschließlich auf Empirie beruht hatten, wurden zunehmend gedanklich aufgearbeitet und schriftlich niedergelegt; es bildeten sich fachspezifische Terminologien. Aus Handwerkern der verschiedenen Gebiete formte sich der Typ des Ingenieurs – am ersten unter Mühlenbauern und Büchsenmachern.

Nach dem Urteil philosophierender Theologen des Mittelalter wurde der mechanica unterschiedlicher Rang beigemessen. Isidor von Sevilla (6./7. Jh.), der wissenschaftliche Vermittler zwischen Antike und Mittelalter, hat sie systematisch der Physik zugeordnet, neben Logik und Ethik einer der drei Gebieten der gesamten Wissenschaft. Seit dem 9. Jh. wurde die mechanica nicht mehr als Wissenschaft klassifiziert, sie war zu artes minores, artes leviores (minderen Künsten), gar artes adulteriae (falschen Künsten) abgewertet worden. Johannes Scottus Eriugena (9. Jh.) stellt die mechanica insofern in einen diffamierenden Gegensatz zu den artes liberales, als sie nicht ihrer selbst wegen betrieben würde, sondern als körperliche Tätigkeit der Herstellung einer Sache diene. – Von einer Neubewertung im 12. Jh. zeugt die Schrift “Didascalicon” des Hugo von St. Victor, in welcher die artes mechanicae wieder in eine auf der Siebenzahl beruhende Wissenschaftsklasse eingeordnet sind. Er ordnete die artes mechanicae wieder den Wissenschaften (scientiae) zu mit der Begründung, dass zu ihrer Ausübung nicht nur Erfahrung, sondern auch theoretisches Wissen nötig sei. Der Dominikaner Thomas von Aquin (1224-1274) sprach von den mechanischen Künsten abwertend als von den “Artes serviles”. (Eine endgültige Aufwertung der Mechanik im Sinne einer Ingenieurswissenschaft sollte erst die italienische Renaissance bringen.)

(s. Agrartechnik, Alchemie, Armbrust, Artillerie, Astronomie, Aufzug, Backsteinbau, Baugerüste, Bauhandwerk, Bauhandwerker, Bauhof, Baumaterialtransporte, Bauvermessung, Beleuchtung, Bergbau, Bierbrauen, Binnenschifffahrt, Blasebalg, Blasmühlen, Blech, Bratspieß, Drehspieß, Bremse, Brille, Bronzeguss, Brücken, Brunnen, Buchbinderei, Buchdruck, Büchsenmacher, Camera obscura, Chirurgie, Dachdeckung, Dachkonstruktion, Damaszieren, Dampfkochtopf (s. hauswirtschaftliches Gerät), Deichbau, Destillation, Drahtziehen, Drahtmühlen, Drehbank, Energiequellen, Erzpochmühlen, Fachliteratur, Färben, Farbenherstellung, Federung (Wagen-, s. Kutsche), Federzugsuhr, Feuer, Flammenwerfer (s. griechisches Feuer), Flaschenzug, Fliegen (s. Eilmer von Malmesbury), Flößerei, Flussmittel, Gartenbau, Gerben, Gewölbe, Glasherstellung, Glocke, Göpelwerke, Gusseisen, Hafenanlagen, Hahn, Hammermühlen, Handfeuerwaffen, Handwerk, Haspel, hauswirtschaftliches Gerät, Hebevorrichtungen, Heizung, Hobelbank, Hochofen, Holz, Holzschnitt, Hunt, Kammrad-Stockgetriebe, Kanalbau, Kehrrad, Kelter, Keramik, Köhlerei s. Köhler, Kollergang, Konservierung, Kran, Kriegsmaschinen, Kunst, Kupferstich, Kurbel, Kurbelwelle, Laboratorium, Leder, Leiter, Lesestein (opt.), Leuchttürme, Löten, Mahlmühlen, Malfarben, Mangel (Wäsche-), Markscheidekunst, Maschine, Mauerwerkstechnologie, Mechanik, Meiler (s. Köhler), Messing, Metallschnitt, Metallurgie, Mörtelmischwerk, Mühlen, Mühlenbauer, Mühlsteine, Münztechnik, Musikinstrumente, nautische Orientierung, Nockenwelle, Oberflächenveredelung, Obstbau, Panzerwagen (s. Wagenburg), Papierherstellung, Papiermühlen, Pergamentherstellung (s. Pergament). Perpetuum mobile, Pleuelstange, Pochmühlen, Pulvermühlen, Pumpe, Pyrotechnik (s. Feuerwerk), Rad, Rotguss, Sägemühlen, Salzgewinnung, Schachtfahrung, Schießpulver, Schiffsmühlen, Schleifmühlen, Schleusen, Schlitten, Schloss und Schlüssel, Schmied, Schmiedeeisen (s. Metallurgie), Schmiermittel, Schöpfmühlen, Schöpfrad, Schreiben, Schubkarren, Seeschiffe, Seidenzwirnmühle, Seiger-Hüttenverfahren (s. Metallurgie), Solegewinnung, Spinnen, Stahl, Stampfmühlen, Steinbearbeitung (s. Steinmetz, Strebewerk, Werkzeuge zur Steinbearbeitung), Sublimation, Teerschwelerei, Textilherstellung, Tiefbau, Töpferscheibe, Treideln, Tretrad, Tretscheibe, Trift, Turmuhren,Uhr, Vermessung (s. Bauvermessung, Geometrie, Markscheidekunst, Astrolabium, Jakobsstab, Magnet s. Magnetismus, Nokturnal, Quadrant), Waage, Waffen, Wagen, Walkmühlen, Waschwerke, Wasser, Wasserhaltung, Wasserkünste, Wasserleitungen, Wassermühlen, Webstuhl, Werkmühlen, Werkzeug, Windmühle, Wippe, Wissens- und Technologietransfer, Zahnrad, Zeugdruck, Ziegelherstellung)

Fachliteratur zu Technik s. Hugo von St. Victor, Konrad Kyeser, Petrus Peregrinus, Roger Bacon, Theophilus, Villard de Honnecourt s. Bauhüttenbücher

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