Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Teerschwelerei (v. mnddt. ter[e] = der zum Baum Gehörige; lat. pix). Ein hauswirtschaftlich oder gewerblich betriebens Handwerk, das häufig gemeinsam mit Pechsiedern (s. Pech) und Rußbrennern ausgeübt wurde, war das der Teerschweler, die in Grubenmeilern, gemauerten Teerofen, Keramiktöpfen oder Eisenkesseln (Doppeltöpfen) aus dem Holz harzreicher Kiefern und Birken durch Erhitzen unter Luftabschluss (“Schwelen”, trockene Destillation) Holzteere verschiedener Konsistenz (flüssig bis halbfest) und Farbe (hellbraun bis schwarz) darstellten. Holzteer wurde als Wagenschmiere und zum Kalfatern von Schiffen, aber auch im häuslichen und medizinischen Bereich verwendet; außerdem wurde er von Pechsiedern und Rußbrennern weiterverarbeitet. Die beim Schwelbrand als Rückstand verbleibende Holzkohle wurde als Brennstoff oder zur Herstellung von Kienruß benutzt.
Beim Doppeltopf-Verfahren wurde Kienholz in einem Tongefäß mit durchlochtem Boden, welches in einem Auffangtopf steht, durch ein ringsum loderndes Feuer erhitzt. Der dabei ausdestillierte Rohteer fließt durch das Bodenloch des Obertopfes ab und sammelt sich im Auffangtopf. Beim Grubenmeilerbrand stammt die nötige Hitze von dem verschwelenden Holz selbst, der austretende Rohteer sammelt sich am Boden der Grube und wird von dort entnommen. Die Teermeilergruben sind im oberen Teil trichterförmig, im unteren zylindrisch ausgeformt. Die Maße der Meilergruben schwanken zwischen 0,8 und 2,0 m oberem Durchmesser sowie 0,9 und 1,7 m Tiefe. Manche der Gruben waren mit Lehm ausgekleidet. Größere Gruben fassten ca. 9 Ztr. Holz und lieferten bei einem Arbeitsgang ca. 22 kg Rohteer. Älteste osteuropäische Teererzeugungsgruben datieren aus dem 10. Jh., die Doppeltopfmethode ist bereits um 800 nachzuweisen.
Teerschwelerei wurde vor allem in Polen, Mähren, Westrussland, Skandinavien, Mecklenburg und Brandenburg betrieben, wie Pollen-, Holzkohlen- und historischen Analysen gezeigt haben. Die intensive Nutzung von Kiefenwäldern hat besonders in Brandenburg vom Hochmittelalter an zu Waldauflichtung geführt.
(s. Harz, Pech, Teer)