Treideln

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Treideln (v. mndd. treilen = ziehen, schleppen). Flussschiffe wurden anfangs von Treidelknechten einzeln am Seil flussauf gezogen. Von der Mitte des 14. Jh. an wurden immer häufiger Pferde eingespannt, wurden anstelle einzelner Schiffe ganze Schiffszüge bergwärts getreidelt. Die Anzahl der Treidelknechte oder -pferde richtete sich nach Schiffslast und Strömung. Am Rhein beispielsweise brauchte man 8 Knechte oder ein Pferd, um eine Last von 15 to zu ziehen. Die Pferde wurden einzeln oder paarweise vorgespannt. Bei Einzelbespannung war jedes Pferd beritten, bei paarweiser Bespannung ging von jedem Pferdepaar nur ein Tier unter einem Reiter (Treiber). Die Sättel waren primitiv, meist nur aus Holz gefertigt, die Schiffreiter saßen seitlich darin, ließen beide Füße nach einer Seite hängen. Die Zugkraft der schweren Tiere wurde vom Kummet über Kurzstränge auf ein halbkreisförmiges Scheit übertragen, das um das Hinterteil gelegt und mit dem Zugseil verbunden war. Auf diese Weise konnte das Pferd seine volle Kraft in der Längsachse seines Körpers zur Wirkung bringen. An der Spitze des Zuges, der bis zu 60 Pferde lang sein konnte, ritt der Vorreiter, der die Wassertiefe in zu querenden Seitenarmen oder an Stellen sondierte, an welchen der Treidelpfad im Wasser verlief. Da manche Uferabschnitte, besonders an den Außenseiten (Prallhängen) von Flussbiegungen, nicht für Pferdegespanne begehbar waren, musste häufig das Ufer gewechselt werden. Dazu wurden die Pferde auf besonderen Schiffen (Einstellplätten) übergesetzt. Insgesamt war der Vorspanndienst kräftezehrend und gefahrvoll. Auf kleineren Flüssen stellten die Stauanlagen für Mahl- und Werkmühlen (“Spannweiher”) eine Behinderung der Schiffahrt dar, die in “Fällen”, kleinen, mit einem Tor gesicherten Durchlässen im Wehr, überwunden wurden. Talwärts schoss das Schiff mit dem Wasserschwall uns Unterwasser, bergwärts musste es gegen die Strömung schnell ins Oberwasser gezogen werden, um den Wasserverlust aus dem Stau möglichst klein zu halten. Die Geschwindigkeit eines Treidelzuges war daher gering: selbst wenn bei Sonnenaufgang aufgebrochen wurde, konnten am gleichen Tag oft nicht mehr als vier bis sechs Wegstunden (12 bis 18 km) zurückgelegt werden.

Das Verb trödeln mit der abwertenden Bedeutung “etwas langsam tun”, ist wohl auf Treideln zurückzuführen, weil diese Tätigkeit nie mit Schnelligkeit verrichtet wurde.

(s. Leinpfad, Binnenschifffahrt, Kanalbau, Schleusen)

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