Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Für die Menschen des Mittelalters war es sehr schwer, sich gegen die Naturgewalten durchzusetzen und sich die Natur dienstbar zu machen, Die Technik war schwach entwickelt und eine Wissenschaft erst im Entstehen begriffen. Die Menschen fühlten sich jeder Naturkatastrophe, jeder Hungersnot und jeder Seuche gegenüber machtlos. Sie begriffen die Ursachen dieser Ereignisse nicht und konnten sich gegen sie nicht wehren. Es schien ihnen, als ob sie sich in der Gewalt mächtiger und unbegreiflicher Kräfte befänden, die vom Willen des Menschen unabhängig seien. Die herrschenden Klasse flößte dem Volk durch die Geistlichkeit die Ansicht ein, dass die Gesellschaftsordnung, in der wenige Menschen herrschen und die übrigen für die Herren arbeiten müssen, von Gott festgesetzt sei und nicht nach dem Willen der Menschen geändert werden dürfe.
Daher war das gesamte Denken der Menschen im Mittelalter von der Religion und der Kirche bestimmt. Alles was die Menschen nicht begreifen konnten, schrieben sie dem Willen Gottes zu.
Der Glaube der Menschen an eine besondere magische Gewalt der Krchen, an ihre Verbildung mit Gott und anderen guten Geistern und ihre Macht über böse Geister verschaffte der Geistlichkeit einen ungeheuren Einfluss auf die Massen des Volkes. Diesen Einfluss benutzte die Geistlichkeit, um die Klassenherrschaft der Feudalherren über arbeitende Bevölkerung, besonders über die Bauern, zu festigen. Sie predigte, widerspruchslos ihren Herren zu folgen, um sich dadurch das Paradies im „kommenden Leben“ zu sichern.
Die Mächtigsten der kirchlichen Hierarchie, die Päpste, die Bischöfe und die Äbte großer Klöster, waren selbst große Feudalherren und verfügten über ausgedehnten Landbesitz und eine große Zahl von Leibeigenen und Hörigen. Sie waren an der der Erhaltung der Herrschaft der Feudalherren unmittelbar interessiert und unterstützen diese Ordnung.
Damit war die Kirche eine der wichtigsten Stützen des Feudalsystems (Lehnswesen). Die hohe Geistlichkeit entstammte meist dem Adel. Die jüngeren Söhne der Feudalherren, die die väterliche Besitzungen nicht erben konnten, erhielten die Pfründe von Bischöfen oder Äbten.
Zur Beeinflussung des Volkes verwandte die Geistlichkeit vor allem feierliche kirchliche Zeremonien. Die großen, gewaltig aufragenden Kirchen ließen die Menschen, die an enge und dunkle Häuser gewöhnt waren, erstaunen, Die goldbestickten Gewänder der Geistlichen, ihre erhabenden und geheimnisvollen Gesten, die unverständlichen lateinischen Worte und der schöne Gesang Orgelbegleitung – alles hatte eine große Wirkung auf die Phantasie der Menschen im Mittelalter, betäubte sie und unterwarf sie noch mehr dem Einfluss der Kirche. An großen Festtagen wurden feierliche Prozessionen veranstaltet, bei denen reichbestickte Kirchenfahnen und Bildwerke von Heiligen mitgeführt wurden.
Eine mächtige Waffe der Kirche war der Bann. Der von der Kirche Gebannte durfte das Gotteshaus nicht mehr betreten. Allen Christen war es verboten, irgendwelche Beziehungen zu ihm unterhalten. Wenn er gestorben war, durfte er nicht auf dem Friedhof begraben werden, solange die Kirche den Bann nicht aufhob.