Ursache der Kreuzzüge im Mittelalter

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Der Reichtum der Kulturländer des Orients regte die Phantasie der westeuropäischen Feudalherren an. Voller Neid hatten sie von Reisenden die Erzählungen über den Prunk in Byzanz und die Schätze der Kalifen und Emire gehört. Die kleinen Ritter, die sich von den Abgaben der gequälten und ruinierten Bauern kaum erhalten konnten, träumten davon, in diesen reichen Ländern Fürst oder gar König zu werden. Auch die Könige und Kaiser Westeuropas, die durch ihre Gesandten von den Wundern des byzantinischen Hofes, von den mit Gold gefüllten Schatzkammern Konstantinopels und von den reichen Städten der mohammedanischen Länder gehört hatten, träumten vom Orient.

Auch die Päpste hatten ein Interesse am Orient, denn sie hoffen immer noch, sich die byzantinische Kirche unterwerfen zu können; sie träumten von einer Ausdehnung des Christentums und damit ihrer Macht über die mohammedanischen Länder. Deshalb riefen sie zu einer Befreiung Jerusalems von den „ungläubigen“ Moslems auf. Nach der Überlieferung sollte Jesus Christus. Der mythische Begründer der christlichen Religion, in Jerusalem begraben sein. Die Geistlichkeit predigte deshalb den Zu nach dem Osten zur Eroberung des „Grabes des Herrn“. Das wirkliche Ziel aber war die Vergrößerung ihres Einflusses und ihrer Einkünfte.

Die Kaufleute der italienischen Handelsstädte, besonders Venedig und Genua, waren diesen Aufrufen sehr zugänglich. Diese Kaufleute trieben Handel mit dem Orient. Für sie wäre es sehr wichtig, Stützpunkte in den Ländern des Orients zu gewinnen und ihre Konkurrenten, die byzantinischen und arabischen Kaufleute, auszuschalten. Sie waren deshalb bereit, den Zug gegen den Orient zu unterstützen.

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts war die internationale Lage im Orient für eine leichte Eroberung günstig. Das Kalifat von Bagdad war unter den Angriffen der turkmenischen Seldschuken zusammengebrochen. Der an seiner Stelle entstandene Staat der Seldschuken war selbst wieder in eine Anzahl kleiner Fürstentümer zerfallen, die untereinander Krieg führten. Byzanz konnte sich nur mit Mühe des Ansturms des Petschenegen und Seldschuken erwehren. Einem Zug in den Orient schien also der Erfolg sicher zu sein.

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