Losbücher

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Losbücher (mhd. loz, ahd.hloz = etwa: das durch Auslosung, Loswerfen zugefallene Geschick; zu ahd. hliozan = zaubern, wahrsagen). Im Spätmittelalter waren in Deutschland Losbücher meist antiken oder arabischen Ursprungs im Umlauf, aus deren christlich beeinflussten Orakelsprüchen per Zufallsauswahl (z.B. Würfeln, Drehscheiben) der zutreffende Spruch zur Prognostikation aller nur denkbaren Ereignisse “ausgelost” wurde. Der “Zu-Fall” sollte dabei durch geheimnisvolle Mächte gelenkt werden, zu denen der ausführende Magier in Verbindung stand. Andere Losbücher oder -tafeln setzen zum Wahrsagen den Tag des Krankheitsbeginns, den Namen des Kranken, das Mondalter, Planetenkonstellationen und andere Parameter durch Rechenoperationen miteinander in Beziehung; die als Ergebnis gefundene Zahl sagte Gesundung oder Tod voraus. Neben den Losbüchern, die – etwa durch Berufung auf Autoritäten wie Pythagoras – Anspruch auf wissenschaftliche Prognostikation erhoben, gab es solche, die als scherzhafte Unterhaltung gedacht waren und andere, die eher auf moralisierend-erzieherische Wirkung zielten.

Nach dem System der Artes wurden “ernsthafte” Losbücher den Verbotenen Künsten zugerechnet, die eigentlich dem Verdikt von kirchl. und weltl. Recht unterlagen. Es sind jedoch auch Lostafeln erhalten, die von Mönchen zur Vorhersage des Ausgangs einer Krankheit benutzt wurden (“Ut certificeris de re incerta morte vel de vita aliter”; Zisterienserkloster Zwettl, 15. Jh.). Systematisierungen der “Artes magicae” stammen von Isidor von Sevilla, Hrabanus Maurus, Hugo von St. Victor, Thomas von Aquin, Berthold von Regensburg und Johann Hartlieb.

Los- und Wahrsagebücher und ihre Anwendung waren zwar in allen Gesellschaftsschichten verbreitet, sie blieben jedoch nicht unwidersprochen, es fand sich vielmehr Kritik sowohl seitens der Kirche wie der Wissenschaft. Der o.g. Doktor Johann Hartlieb schrieb in seinem “Buch der verbotenen Künste”: “Das ist alls ain unglaub und vast wider got, wann es hat keinen grund weder gaistlich noch natürlich und ist vast verpoten von der heiligen kirchen in decretis. Die lospücher sol … ain jeglicher cristenmensch meiden und fliehen.” (vast = fest, sehr, stark.)

(s. Mantik, Zauberbücher)

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