Prophezeiung

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Prophezeiung (mhd. prophetie, propheziunge = Zukunftsweissagung; lat. divinatio, vaticinatio). Der Unterschied zur Wahrsagerei wird darin gesehen, dass der Prophet die Zukunft aufgrund göttlicher Eingebung vorhersieht, während der Wahrsager Kommendes aus Zeichen oder Vorgängen in der natürlichen Umwelt erschließt. In beiden Fällen ist der Seher während seiner Schauung oft in einem seelischen Ausnahmezustand (Übermüdung, Traum, Ekstase, Autohypnose, sexuelle Erregung) befangen.

Nachdem die von Propheten für die nahe Zukunft geweissagte Wiederkunft Christi über Jahrhunderte nicht eingetreten war, wurde die Kirche Prophezeiungen gegenüber zunehmend skeptischer. Theologen suchten zwischen wahren und falschen Propheten zu unterscheiden. Als gesicherte Prophetien galten die Offenbarung des Johannes – trotz oder wegen ihrer Unverständlichkeit Grundlage milleniaristischer Weissagungen -, die Prophezeiungen biblischer Propheten und diejenigen Jesu und seiner Jünger einschließlich Paulus. Heidnische Vorhersagen wurden stets als grobe Irrtümer abgetan, so auch von Augustinus, der die wahren Propheten als das “Sprachrohr Gottes bei den Menschen” ansah. Und nur solche Prophezeiungen könnten als Eingebungen des Hl. Geistes anerkannt werden, die bei klarem Bewusstsein und mit eindeutiger Aussage empfangen würden. Solchem einschränkenden Anspruch zum Trotz wucherte im Mittelalter eine Unmenge abstruser Prophetien, die sich meist um endzeitliche Ereignisse drehten und die Gläubigen in ihren durch die Zeitumstände bedingten Ängsten eher bestärkten, als sie zuversichtlich zu stimmen. Vielfach wurden Prophezeiungen von antiklerikalen Sektierern verbreitet, die das Predigeramt im Namen des Hl. Geistes usurpiert hatten.

Zwar war keines der einschneidenden Ereignisse des Mittelalter – etwa die Pest, das Papstschisma oder das Erdbeben von 1348 – durch Prophezeiungen vorhergesagt worden, doch waren sie jeweils für die Zeitgenossen Anlass, bei Zukunftsdeutern zu erfragen, was, wann, durch wen und zu welchem Ende im Gefolge besagter Ereignisse geschehen würde.

(s. Amalrikaner; Angang; Astrologie; Beheim, Hans; Chiliasmus; Hildegard von Bingen; Joachim von Fiore; Lehninsche Weissagung (s. Lehnin (Kloster)); Mantik; Schmid, Konrad; Sibyllinische Weissagungen; Traum; Vision)

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