Pulvermühlen

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Pulvermühlen. Die einzelnen Bestandteile des Schießpulvers (Kalisalpeter, Schwefel und Holzkohle) wurden anfangs separat in Mahlwerken zerkleinert. Danach vermengte man sie von Hand in bestimmten Mengenverhältnissen. Pulver dieser Art (“Mehlpulver”, “Serpentin”) enthielt nur wenig Luftsauerstoff zwischen den einzelnen Teilchen, brannte daher nur langsam ab und entfaltete eine relativ schwache Explosionskraft. Ausserdem neigte es bei längeren Transporten zur Entmischung – Salpeter und Schwefel setzten sich ab, während die leichtere Holzkohle sich an der Oberfläche sammelte. Um 1420 wurde das “Knollenpulver” erfunden, zu dessen Herstellung man das Pulvergemenge mit Harn, Wein oder Essig versetzte, bevor es in Pulverstampfen oder -mühlen vermischt wurde. Auf diese Weise beugte man einer Selbstzündung vor und förderte die Granulatbildung. Zum Stampfen wurden bis ins Spätmittelalter die an einem federnden Holz aufgehängten, mit der Hand niedergezogenen Stampfkloben benutzt. Anfang des 15. Jh., als immer größere Pulvermengen benötigt wurden, kamen Stampfen mit Tretrad- und Wasserradantrieb auf, die wesentlich effizienter arbeiteten. Die Stampfzeit lag bei etwa 30 Stunden. Gegen Ende des 15. Jh. gab es Pulver-Stampfwerke mit bis zu 8 Stampfbalken (Beispiel: Büchsenmeisterbuch von 1496, Heidelberg, Univ. Bibl.). Im Spätmittelalter wurden statt der Stampfen auch Mahlwerke (Kollergänge) benutzt, in deren kreisrundem Mahltrog aufrechtstehende, mühlsteinartige Läufer umliefen (“Pulvermühlen”). Nach dem Stampfen oder Mahlen wurde die feuchte Pulvermischung zu Pulverkuchen gepresst, anschließend grob zerkleinert, auf gleiche Korngröße gesiebt und in Dörrstuben getrocknet. Das fertige Schießpulver wurde in Lederbeutel oder kleine, mit Zinnblech ausgeschlagene Fässer abgefüllt. Diese wurden an einem möglichst sicheren und trockenen Ort – dem Pulvermagazin oder Pulverturm – aufbewahrt.

Zu den ersten Pulvermühlen werden die von Elbing und Neuenteich gerechnet, die der Deutsche Orden 1409 als umgerüstete Ölmülen betrieb. Hier wurden in nur sieben Wochen 300 Zentner Pulver hergestellt. Etwa gleichzeitig wurde in Röthenbach bei Nürnberg die erste Pulvermühle eingerichtet. In Görlitz und Hildesheim nahmen 1421 erste Pulvermühlen die Produktion auf, ab 1430 arbeitete die Pulvermühle von Mühlheim bei Köln.

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