Qualität

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Qualität (lat. qualitas = Beschaffenheit). In der mittelalterliche Philosophie war die aristotelische Kategorie der Qualität von besonderer Bedeutung: den Dingen wohnen – außer ersichtlichen Eigenschaften wie Farbe, Größe, Gewicht, Geschwindigkeit, Ort in Raum und Zeit – auch verborgene Eigenschaften und Kräfte (qualitates occultae) inne, durch welche die genannten beobachtbaren Eigenschaften bedingt sind. Für die Erklärung von Krankheitsursachen und Heilmittelwirkungen sowie für die spekulative Wissenschaft der Alchemie war die Lehre von den qualitates von großer Bedeutung (s. Elemente).

In Galenischer Tradition wurden den Vier Elementen die folgenden Qualitäten (qualitates) zugeordnet:

Feuer (ignis)- fein, scharf, beweglich (tenuis, acutus, mobilis);

Luft (aer) – beweglich, scharf, grob (mobilis, acutus, crassis);

Wasser (aqua) – grob, stumpf, beweglich (crassa, obtunsa, mobilis);

Erde (terra) – grob, stumpf, unbeweglich (crassa, obtunsa, immobilis).

Qualitäten bestimmten auch die Humorallehre (s. Säftelehre), Werke zur Klosterheilkunde (wie etwa die “Physica” der Hildegard von Bingen oder den “Circa instans”) und prognostische Spekulationen (s. mundus, annus, homo).

Gemäß der ® Vier-Säftelehre galten folgende Qualitäten der Kardinalsäfte:

Blut (sanguis) – feucht + warm; süß

gelbe Galle (chole) – warm + trocken; bitter

Schleim (phlegma) – kalt + feucht; salzig

schwarze Galle (melancholia) – trocken + kalt; sauer und scharf.

Bereits Galenus hatte zur Erklärung der Arzneimittelwirkungen aus den Primärqualitäten (qualitates) das Konzept der Sekundärqualitäten (virtutes) entwickelt, das sich über die Salernitaner Pharmakologie allgemein durchsetzte. Seit dem 12. Jh. werden Kräuterbücher nach dem Gliederungsschema Primärqualitäten/Grade/Sekundärqualitäten zusammengestellt. – Johannes von St. Paul (12. Jh.) unterscheidet folgende Sekundärqualitäten:

1. repercussiva (Mittel, die Adern und Nerven zusammenziehen und so einen übermäßigen Speichelfluss hemmen, wie Bilsenkraut, Mohn, Nachtschatten u.a.);

2. obdorminatia (Mittel, die Gefühllosigkei erzeugen: Schwarzer Mohn, Opium, Mandragora);

3. mitigantia dolorem ex calore (Mittel, die den aus Fieber entstandenen Schmerz lindern: Rose, Veilchen, Weide, Seerose, Lattich, Eiweiß);

4. provocantia somnum (Schlafmittel, die durch ihre große Kälte das Gehirn betäuben: Opium, Mandragora, Bilsenkraut; Mittel, die diesem Kälte und Feuchtigkeit zuführen: Veilchen, Seerose, Mohnsamen, Lattich, Hauswurz; und Mittel, die schmerzlindernd und schlaffördernd wirken: wie Dill und Amomum). (Zit. nach R. Schmitz)

(s. Gradenlehre)

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