Schwaige

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Schwaige (mhd. sweige, sweighof, sweigerei, ahd. sweiga; mlat. vaccaria, armentaria, alpes). Auf Grünland und Milchviehhaltung spezialiserte herrschaftliche Eigenbetriebe im Alpenraum. Diese Bergbauernhöfe entstanden im 12./13. Jh. in den süddt. Gebirgslandschaften in beträchtlicher Zahl, so im Elsaß, in der Schweiz, in Schwaben, Bayern, Tirol und Kärnten. Im Gegensatz zu den saisonal besetzten Almhöfen (s. Almwirtschaft) wurden die Schwaigen dauerhaft bewirtschaftet. Sie hatten einen durchschnittlichen Bestand von 12 Kühen und zinsten in Butter und Käse. Der ursprüngliche Viehstapel wurde vom Grundherrn gestellt und sollte auf gleichbleibender Zahl gehalten werden. Wegen der Entlegenheit der Schwaighöfe war ihnen der Frondienst ermäßigt oder erlassen. Aus einem oberösterreichischen Urbar des 14. Jh.: “Swaiga dicitur, que habet 12 vaccas et 2 boves et solvuntur 300 casei” (Zit. nach W. Rösener).

Archäologische Funde belegen mittelalterliche Schwaigen im hochalpinen Raum zwischen 1.500 m und 2.500 m. Die Gebäude waren teils aus Bruchstein, teils aus Balkenwerk aufgeführt und mit Holzschindeln oder Steinplatten gedeckt. Sie umschlossen einen oder mehrere Räume für Wohn-, Arbeits- und Lagerzwecke. Daneben gab es nahegelegene kellerartige Räume (“Balmen”) und Winterställe. Die Lage der Hütten richtete sich nach Kriterien wie: Nähe einer Quelle oder eines Gebirgsbaches, Schutz vor Steinschlag und Lawinen, frühestmögliche Schneeschmelze und Nähe des Hochwalds (zur Brennholzversorgung). Lose geschichtete Umfassungsmauern aus Bruchstein markierten den Friedensbereich der Schwaigen, dienten nächtens als Viehpferch und schützten vor Raubzeug (Wölfe, Bären).

Mit der Klimaverschlechterung zwischen 1450 und 1550 und während der “kleinen Eiszeit” (Pessimum 1645 – 1715) sind viele der hochgelegenen Schwaigen wüst gefallen.

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