Schwitzbäder

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Schwitzbäder (zu mhd. switzen; lat. sudare; sudatotium = Schwitzbad). Schon in der Steinzeit soll es Schwitzbäder gegeben haben, deren Heißluft mittels im Feuer erhitzter Steine erzeugt worden ist (Steinschwitzbad). Neben Schwitzbädern mit trockener Heißluft hat es auch solche mit Heißdampf gegeben, in denen die heißen Steine mit Wasser übergossen wurden (Nebelbad). Sie bewirkten durch die Kombination von Wärme (40-50 °C) und Feuchtigkeit (80-100%) eine Entspannung der Muskulatur, Reinigung der Körperoberfläche und Heilung von Atemwegserkrankungen.

Die Schwitzbäder sind von Russland her nach Skandinavien und in westslawische Länder, bzw. von Kleinasien her in den Mittelmeerraum gekommen, und haben sich mit den Aufblühen der städt. Badekultur im 12. Jh. auch im übrigen Europa verbreitet.

Früheste Zeugnisse von beheizbaren Badestuben sind aus der Merowingerzeit (5.-8. Jh.) erhalten. Nach der mittelalterliche Säftelehre sollten mit dem Schweiß schädliche Körpersäfte ausgetrieben werden, und so dienten Schwitzbäder weniger der Körperreinigung und der Geselligkeit als der Gesunderhaltung und Heilung. Zu dem Zweck benutzte man Aufgüsse aus Kräutersuden. Ausweislich mittelalterliche Abbildungen waren Schwitzbäder ausgestattet mit einem gemauerten Ofen (mhd. padofen), auf dem zur Vergrößerung der heißen Oberfläche Steine aufgeschichtet waren, und mit terassenartig gestaffelten Liege- bzw. Sitzflächen; die nackten Badegäste wurden massiert bzw. mit Ruten oder belaubten Baumzweigen (Badequast) gepeitscht und mit Wassergüssen überschüttet. Der Dichter Seifried Helbling (13. Jh.) schildert, wie die Badegäste auf das Öffnungssignal hin halbnackt zum Badhaus eilten, sei es aus Bequemlichkeit oder aus Furcht vor Kleiderdiebstahl. Nach dem Bad gönnte man sich eine erholsame Bettruhe.

Hildegard von Bingen schreibt in Causae et curae vom Schwitzbad: “Für einen Menschen, der mager und trocken ist, passt das Schwitzbad, nämlich das mit glühenden Steinen bereitete, nicht, weil er sich dadurch noch trockener macht. Wer aber fettes Fleisch hat, dem ist das Schwitzbad gut und nützlich, weil er die Säfte, die in ihm überflüssig sind, durch dasselbe einschränkt und verringert. Auch für den, der gichtkrank ist, sind die mit heißen Steinen bereiteten Bäder vorteilhaft, weil die Säfte, die sich in ihm immer wieder erheben, … unterdrückt werden.” Da aber Kieselsteine “verschiedene Feuchtigkeiten” enthielten, sei es besser Ziegelsteine zu verwenden, da aus diesen beim Brennen die Feuchte ausgetrieben worden sei.

(s. Ableitung der Körpersäfte, Badhaus, Säftelehre)

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