Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. | Entdecke in „Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen“ auf 111 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt. |
Sturmfluten (mhd. sturmwac) entstehen ausschließlich in den Wintermonaten, wenn das Temperaturgefälle zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft besonders groß ist. Dabei baut sich über dem Nordatlantik ein Sturmtief auf, das dann von Nordwesten zur deutschen Bucht zieht und die auflaufende Flut an den Flachküsten, in Buchten und Mündungstrichtern um bis zu 4 m über das mittlere Tidehochwasser verstärkt. Wegen geringen Tidenhubs, anderer Küstengestalt und Windlagen sind Sturmfluten an Küsten der Ostsee seltener und von geringerer Intensität.
In den schweren und sehr schweren Sturmfluten (mehr als 2 bzw. 3 m über mittlerem Tidehochwasserstand) des Mittelalter ertranken Mensch und Vieh, gingen Deiche, Hafenanlagen, Häuser, Kirchen, Windmühlen und Burgen, ja ganze Dörfer und Städte zu Grunde, wurde Land verschluckt und die Küstenlinie umgestaltet. Und was von der Flut nicht erreicht wurde, hatte doch unter der Wucht des Sturmwinds zu leiden. Den Überschwemmungen folgten Ernteverlust, Teuerung, Hunger, Seuchen und Abwanderung. Wie bei anderen Naturkatastrophen suchte man die Ursache im göttlichen Zorn über menschliches Fehlverhalten.
Die schlimmsten Sturmfluten (mandrenken) des Mittelalter waren:
— | Dez. | 838: | verheerende Flut an der gesamten Küste Frieslands, viele Tote | |
— | Sept. | 1014: | schwere Nordseesturmflut an engl. und kontinentaleuropäischen Küsten | |
02. | Nov. | 1042: | schwere Nordseesturmflut | |
— | — | 1134: | schwere Herbststurmflut, Schäden und Tote bis weit ins flandrische Hinterland; Brüüge bkommt Zugang zur Nordsee | |
— | Okt. | 1135: | erneute Sturmflut in Flandern und an der engl. Kanalküste | |
17. | Feb. | 1164: | die katastrophale Julianenflut (ca. 20.000 [?] Tote in den Elbniederungen) | |
01. | Nov. | 1170: | eine Sturmflut riss die Zuidersee auf und schuf die Inseln Texel und Wieringen | |
16. | Jan. | 1219: | die erste Marcellusflut (ca. 36.000 [?]Tote) erzeugte den Jadebusen | |
04. | Jan. | 1220: | Sturmflut an der friesischen Küste | |
— | — | 1228: | Sturmflut in Holland und Friesland (100.000 [?] Tote) | |
— | — | 1248: | Herbststurmflut an den Küsten Frieslands, Hollands und Flanderns | |
14. | Dez. | 1267: | schwere Sturmflut (Luciaflut) an der Nordseeküste, 50 Dörfer werden zerstört (ca. 50.000 [?]Tote) erzeugt den Dollart | |
01. | Jan. | 1287: | schwere Nordseesturmflut an den Küsten Frieslands, Dänemarks,
Hollands, Seelands und Englands; Erweiterung von Dollart und Jadebusen |
|
— | Nov. | 1319: | Nordseesturmflut | |
23. | Nov. | 1334: | Clemensflut an der engl. Kanalküste und entlang der Themse, an den Küsten
von Flandern, Seeland, Holland und Friesland. Verbreiterund des Jadebusens, nach 1334 erstmalige Erwähnung der ostfriesischen Inseln |
|
16. | Jan. | 1362: | die zweite Marcellusflut (“de grote mandränke”, ca. 8.000 Tote). Jadebusen und Dollart erreichen ihre größte Ausdehnung; Teile der nordfries. Inseln und Rungholt, die alte Hauptstadt der Nordfriesen, werden vom Meer verschlungen. | |
09. | Okt. | 1374: | schwere Sturmflut, weiterer Landverlust, die Leybucht erreicht ihre größte
Ausdehnung |
|
30. | Nov. | 1412: | St. Cäcilien-Flut in der Weserbucht mit großen Sachschäden und vielen Menschenverlusten | |
18. | Nov. | 1421: | St. Elisabeth-Flut an der holländischen Küste | |
— | Nov. | 1424: | zweite Elisabetsflut im Mündungsgebiet des Rheins | |
16. | Okt. | 1483: | Zwei Sturmfluten richten große Schäden auf Nordstrand und Pellworm an | |
15. | Sept. | 1497: | katastrophale Ostseesturmflut. Königsberg und Danzig überflutet, ebenso
Rügenwalde, Stettin, Kolberg, Stralsund, Wismar und andere Ostseestädte. |