Ärzte

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Ärzte (von grch. archiatros = Oberarzt, splat. archiater, arziater zu ahd. arzat und mhdt. arzet, auch heilaere, lachener; lat. medicus). Gott selbst in Person seines eingeborenen Sohnes (s. Christus medicus, Chr. soter, Chr. balneator) galt als der höchste der Ärzte, dem viele Heilungswunder zugeschrieben wurden. Auch seine Heiligen wurden um Heilung von bestimmten, mit ihrer Person verbundenen Leiden angefleht (s. Krankheitsheilige, Nothelfer).

Der weltl. Berufsstand des Arztes kam in Europa erst auf, nachdem an den abendländischen Universitäten nach arabischem Vorbild medizinische Fakultäten eingerichtet worden waren. Bis dahin war das Heilwesen Domäne der Volks- und der Mönchsmedizin; bei Hofe gab es Leibärzte, die meist in Konstantinopel studiert hatten und oft Juden waren. Frühe Zentren der ärztlichen Wissenschaft wurden ® Salerno (Ende des 10. Jh), Montpellier (1. Hälfte des 12. Jh.) und Bologna (2. Hälfte des 12. Jh.). Im deutschen Sprachgebiet wurde Medizin erst vom Anfang des 15. Jh. an obligatorischer Bestandteil der Universitätslehrpläne. Bis dahin erwarben sich deutsche Ärzte ihr Wissen in Italien und Frankreich. Juden war das Studium an christl. Universitäten untersagt, und so finden sich im Spätmittelalter in Europa keine jüdischen Ärzte mehr.

Studierte Ärzte (artzete von den puechen, buocharzete, liparzete, medici, physici) waren bis ins 15. Jh. meist geistlichen Standes. Sie praktizierten bei Hofe, wurden vom Adel und vom arrivierten Bürgertum konsultiert und nahmen selbst gehobene gesellschaftliche Stellungen ein. Da die gesamte mittelalterliche Wissenschaft mit magischen Vorstellungen durchsetzt war, verstanden sie sich zum großen Teil als medici astrologici bzw. medici iatromathematici.

Die Ausübung der Chirurgie war auf dem Konzil von Tours (1163) Klerikern verboten worden. Da die meisten Ärzte damals dem Klerikerstand entstammten, war die Konsequenz, dass die ärztl. Kunst der Wundversorgung und blutiger Eingriffe zum Handwerk absank, zum Nebengewerbe der Bader und Barbiere wurde. Die Wundarznei wurde bis zur 2. Hälfte des 15. Jh. als mindere ärztliche Kunst gewertet, wenngleich schon vorher vereinzelt ein “Meister in den Arzneiwissenschaften” oder ein “Doctor der freien Künste und beider Arzneien” Erwähnung fand. (Der Plural in “Die Arzneiwissenschaften” bzw. die Formulierung “beide Arzneien” bezeichneten die Verbindung der inneren Medizin mit der Chirurgie.) Unter dem heilkundlich tätigen Personal rangierten also – was Prestige und Verdienst anbetrifft – weit unter der studierten Ärzteschaft die handwerksmäßig ausgebildeten ®® Wundärzte, Steinschneider, Bruchschneider, Feldschere, Augenärzte, Phlebotomisten (s. Aderlass), Bader, Barbiere, Zahnkünstler, Ärztinnen und Hebammen. Auf noch tieferer Stufe standen die betrügerischen Ruf-Ärzte (s. Marktschreier), die von Markt zu Markt zogen und dem Volk sowohl belustigende Unterhaltung als auch allerlei quacksalberische Dienstleistungen und kuriose Heilmittel boten. Wo sie es zu toll getrieben hatten, wurde ihnen auch einmal der Prozess gemacht: “A. 1499. Hannsen Bock von Freisingen sind dieß Jahr wegen betrüglicher Arznei und falscher Kunst beide Augen ausgestochen Worden.” (Notiz eines Nürnberger Stadtschreibers.)

Die Arzneibereitung war schon im 13. Jh. aus der Zuständigkeit der Ärzteschaft in die der Apotheker übergegangen (s. Medizinalordnung Friedrichs II.).

Vom 14. Jh. an häufte sich die Anstellung von vereidigten Stadtärzten (“der stadt gesworner arcz”, “medicus noster”, “physicus civitatis”; s. Gesundheitsordnung). Sie sollten neben der praktischen Tätigkeit am Patienten “zu bescheidenlich lone” (bei Armen unentgeltlich) auch die Apotheken beaufsichtigen, in der Gerichtsmedizin tätig sein, gelegentlich auch die Feldchirurgie und die Leprosenschau übernehmen.

(s. Arbeitsmedizin, Gesundheitsordnung, Harnbeschau. Honorar, Iatromechanik, Medizin und Theologie;

Abulcasis; Arnaldus de Villanova; Avenzoar; Averroes; Avicenna; Chauliac, Guy de; Cuba, Johann von; Foligno, Gentile da (s. Pesthauchtheorie); Galenus; Gallus von Prag; Hali Abbas; Hippokrates; Johann Lang von Wetzlar; Konrad von Eichstätt; Lanfranchi; Mondeville, Henri de; Nikolaus von Polen; Ortolf von Baierland; Peter von Abano; Peter von Ulm; Pfolspeundt, Heinrich von; Rhazes; Simon von Genua; Steinhöwel, Heinrich)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
4,35 EUR
Bestseller Nr. 5
Nach oben scrollen