Asyle

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Asyle (v. grch. asylos = unberaubt, sicher, lat. asylum = Unverletzliches. Schon in der Antike fanden Schutzsuchende in Kultstätten Zuflucht, waren dort vor jedem Zugriff sicher. In dieser Tradition galten auch christl. Kirchen als Asyle, ebenso bestimmte Orte herausgehobenen Rechts [s. Asylrecht]; der Begriff Asyl = Unterkunft, Heim stammt aus dem 18. Jh.) Asyle im Sinne von Unterkünften für Obdachlose, Verarmte und Erwerbsunfähige wurden anfänglich von den Klöstern oder von frommen Stiftungen im Zusammenhang mit Spitälern unterhalten. Im Spätmittelalter kamen auch rein bürgerliche Obdachlosenheime auf, die nichtsdestoweniger im geistlichen Sinn geführt wurden. Als Beispiel für ein bürgerliches Asyl sei das Nürnberger Zwölfbrüderhaus genannt, das 1388 von Conrad Mendel für alte, ehrliche, gesunde, aber vermögenslose Handwerker eingerichtet wurde. Entsprechend der Anzahl der Apostel waren jeweils zwölf “Brüder” bei freier Unterkunft, Kleidung, Verpflegung und einem kleinem Taschengeld in der Stiftung untergebracht. Fragen des äußeren und inneren Hauswesens sind in einer Hausordnung geregelt (“Ordnung des Mendel 12 Brüder Stifft in der Carthaußen von anno 1388”). Das Bruderhaus wurde aus dem Ertrag von Ländereien finanziert, die der Stifter der Stadt vermacht hatte. Der Verwalter (“Pfleger”) gehörte nie einem geistlichen Stand an und versah sein Amt “um Gotteslohn” (bei seinem Tod war ihm Ablass zugesichert). Äußeren Schutz gewährleistete der Rat der Stadt. (Das ab 1425 geführte “Hausbuch”, in dem alle Insassen und deren Berufe vermerkt und bildlich dargestellt sind, gibt wertvolle Einblicke in die spätmittelalterliche Handwerkertätigkeit und -technik.) An der Wende zur Neuzeit entstehen erstmals große, blockartige Asylanlagen, die – abweichend vom individuellen bürgerlichen Wohnungsbau – als ein- oder zweigeschossige Reihenhäuser unter einem gemeinsamen Dach bescheidenen Wohneinheiten gleichen Zuschnitts Raum geben. Derartige Anlagen können als Vorläufer des sozialen Wohnungsbaus verstanden werden. (s. Altenfürsorge)

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