Avicenna

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Avicenna (span.-lat. Name des persischen Gelehrten Abu Ali al-Husajn ibn Abdillah ibn Sina; um 980 – 1037). Er wurde als Sohn eines persischen Steuerbeamten nahe Buchara geboren und studierte von seinem 10. Lebensjahr an zunächst den Koran und islam. Rechtswissenschaft, sodann Naturwissenschaften und letztlich Medizin. Er erwarb sich einen überragenden Ruf als Arzt, Philosoph, Astronom, Grammatiker und Dichter, führte ein unstetes Wanderleben, das ihn von einem der persischen Höfe zum anderen führte und wurde Leibarzt des Kalifen von Bagdad. Mit seinen Lehren beinflusste er schon zu Lebzeiten nicht nur das arabisch-islamische, sondern auch das christlich-abendländische Mittelalter. Seine Philosophie brachte die fortschrittlichsten Erkenntnisse aus Logik, Mathematik und empirischen Naturwissenschaften zusammen mit aristotelischer Naturphilosophie (wie er sie aus Übersetzungen Al-Farabis kennengelernt hatte) und den Grundprinzipien des Korans. In seinem Magnum opus, dem philosophisch- enzyklopädischen “Buch der Genesung [der Seele]” (lat. De anima), das in die vier Teile Logik, Physik, Mathematik und Metaphysik gegliedert ist, entwickelt er seine philosophische Anthropologie, derzufolge der Mensch Bestandteil sowohl der Körper- als auch der Geisterwelt ist. Die menschliche Seele beherrsche den Körper und stehe in Verbindung mit himmlischen Intellekten. Hieraus ergäben sich mystische und prophetische Fähigkeiten. Eine hierarchisch gegliederte Schar von Intellekten ermögliche dem menschlichen Intellekt die Rückkehr zu Gott, den ibn Sina als rein immaterielles geistiges Prinzip denkt, als das reine Sein (“esse per se subsistens”). Der tätige Intellekt Gottes forme aus der ewig bestehenden Materie alle Gestalten der dinglichen Welt (“donator formarum”). Das Werk wurde in Spanien ins Lateinische übersetzt und hatte prägenden Einfluss auf die Scholastik, allen voran auf Thomas von Aquin.

Im Universalienstreit vertrat A. den Standpunkt, die Universalien (Allgemeinbegriffe) seien gleichzeitig vor, in und nach den Dingen; vor den Dingen in Gottes Geist, in den Dingen als Grund für deren Merkmale und nach den Dingen im abstrahierenden menschl. Geist.

Sein fünfbändiges medizin. Handbuch “Die Gesetze der Medizin” (“Canon medicinae”) wurde zum Standardwerk der islamischen und jüdischen, vom 12. Jh. an – durch die lat. Übersetzung des ital. Gelehrten Gerhard von Cremona (s. Übersetzer) – auch der christl. Medizinwissenschaft. Das Werk hat enzyklopädischen Charakter, behandelt die allgemeine theoretische Medizin (Anatomie, Säfte-, Komplexionslehre, Physiologie), Arzneistoffe, Arzneimittellehre, spezielle Krankheitslehre (einschließlich Säuglingspflege und Kinderkrankheiten), Chirurgie, Puls- und Fieberlehre, Prognostik und Krisenlehre sowie Körperpflege und Gegengifte, und enthält z.T. neuartige Erkenntnisse, so etwa zur möglichen Übertragbarkeit der Tuberkulose, zu zerebraler Apoplexie, Meningitis, Diabetes, Gelbsucht oder psychiatrischen Erkrankungen. Das Werk stützt sich auf Aussagen von Galenus, Rhazes und Haly Abbas; es war in lat., hebr., und landessprachlichen Übersetzungen verbreitet und von grundlegender Bedeutung für die medizinische Ausbildung des Mittelalter (Es sollte noch neuzeitliche Nachdrucke bis ins 17. Jh. erleben.)

Wie andere Ärzte-Philosophen seiner Zeit neigte auch Avicenna zu astrologischen und anderen spekulativen Überlegungen. Einen Zusammenhang zwischen Herz- und Pulsschlag lehnte er ausdrücklich ab.

Avicenna war berüchtigt wegen seines ausschweifenden Lebenswandels, aufgrund dessen er seine Gesundheit ruinierte. Bei seiner letzten Erkrankung – einer Kolik – nahm er drastisch wirkende Arzneimittel ein, an denen er starb.

(s. Organe, Physiologie)

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