Bauernrevolten

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Bauernrevolten. Schon im Frühmittelalter hat es lokale bäuerliche Widerstandsaktionen und Revolten gegeben, die sich zumeist an drückenden Fronarbeiten und an grober Vernachlässigung der Schutzpflicht durch den Herren entzündeten. Der Protest manifestierte sich als kollektive Untererfüllung oder Verweigerung von Abgaben und Diensten, als Flucht zu mächtigeren Herren oder als gewalttätiger Aufstand. Nachdem sich im Hochmittelalter der bäuerliche Stand und die Dorfgemeinschaften gefestigt hatten, kam es zu häufigen gewalttätigen Auseinandersetzungen mit feudalen Grundherrschaften um Nutzungsrechte an Wald, Weiden usf. sowie um Zins- und Abgabenbelastung. Vor allem im Alpenraum und in den Nordsee-Küstenländern, wo sich die Bauern eine relativ freiheitliche Stellung erkämpft hatten, kam es im 13. Jh. zu regionalen Bauernerhebungen und langjährigen Bauernkriegen gegen die Ansprüche der Territorialherren. Als Beispiele seien genannt: der Aufstand der Stedinger Bauernschaft (“Communitas terrae Stedingorum”) gegen die Bremer Erzbischöfe und die Grafen von Oldenburg (um 1200 bis 1234); die Revolten der bäuerlichen Schweizer Eidgenossenschaft gegen die Habsburger vom Ende des 13. Jh. an; die flandrische Bauernrebellion gegen die ausbeuterischen Grundherren (1323 – 28); die Revolte der infolge des Hundertjaährigen Krieges in Not und Verzweiflung getriebenen nordfranzösischen Bauern (“Jacquerie”; 1357); der Aufstand englischer Bauern unter dem Ziegelbrenner War Tyler und dem Geistlichen John Ball (1381); der Aufstand wurde nach vierwöchiger Dauer blutig niedergeschlagen, John Ball wurde gerädert und gevierteilt.

Durch die spätmittelalterliche Agrarkrise, welche zu Getreidepreisverfall, Mindererzeugung und Lohnkostensteigerung führte, waren viele kleinere Grundherren in wirtschaftliche Not geraten. Zu deren Abwendung erhöhten sie die Abgabenquote, was vermehrte Konfliktbereitschaft der Bauern zur Folge hatte. Im Dt. Reich werden für das 14. Jh. vier größere bäuerliche Aufstände vermerkt. Für die erste Hälfte des 15. Jh. werden schon 15, für dessen zweite Hälfte gar 25 Aufstände gezählt. (Der Große Bauernkrieg von 1525 ist bereits der Neuzeit zuzurechnen.) Mögen als Zielsetzung der Revolten auch religiöse, judenfeindliche oder nationalistische Momente vorgeschoben worden sein – auslösendes Moment war meist eine ausbeuterische Steuer- und Abgabenquote, Verschuldung bei Wucherzinsen und die Tendenz, bäuerliche Rechte zu beschneiden.

(s. Böhm, Hans)

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