Beschwörungsformel

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Beschwörungsformel (v. mhd. beswern = bitten, mit Zaubersprüchen bewältigen; mlat. incantatio, incantamentum). Bei magischen Handlungen zur Schadensabwehr und zur Heilszuwendung kam – neben zeremoniellen Gebärden und Zeichen sowie der Beachtung bestimmter Zeiten und Orte – dem Wort in gebundener Rede besondere Zauberkraft zu. Zur Verhütung mannigfaltiger Schadensfälle bei Mensch und Tier gab es Abwehr-, Heil- und Lösesprüche, etwa gegen Ungeziefer, Raubgetier, Unwetter, Feuer, Diebe, Dämonen, Geister und Hexen sowie gegen eine Vielzahl von Krankheiten. Nicht selten haben sich Beschwörungsformeln aus Gebetsformeln entwickelt, wenn anstatt eines christlichen Idols ein Dämon angerufen wurde. (Der Unterschied zwischen Beschörung und Gebet liegt darin, dass Erstere ein Befehl, Letzteres eine Bitte ist.) Gerade in der mittelalterliche Volksmedizin hatten Beschwörungsformeln und Sprüche des Heilzaubers eine zentrale Bedeutung. (Zauberformeln konnten, anders als Beschwörungsformeln, auch Schadenzauber zum Ziel haben.) Beschwörungsformeln (“Segen”) unterscheiden sich vom heidnischen Zauberspruch durch ein- oder angefügte Gebetsfloskeln. Aus vorchristlicher Zeit stammen die ältesten erhaltenen Sprüche, die im 10. Jh. aufgezeichneten ahd. ®”Merseburger Zaubersprüche”.

Beispiele: ahd. “Wurmsegen” (zit. nach O. F. Best)

Gang ut, nesso, mid nigun nessiklinon:

ut fan themo marge an that ben,

ut fan themo bene an that flesg,

ut fan themo flesge an that fel,

ut fan themo felle an thesa strala.

Geh heraus, Wurm, mit neun Würmchen:

Heraus vom Mark in den Knochen,

Heraus vom Knochen in das Fleisch,

Heraus vom Fleisch in die Haut,

Heraus von der Haut in diesen Pfeil.

(Der Pfeil wurde dann in den Wald geschossen.)

Aus Lorsch stammt eine ahd. Handschrift des 10. Jh., eine magisch-christl. Bienenbeschwörung (“Bienensegen”) enthaltend:

Kirst, imbi ist hucze! nu fluic du, uihu minaz, hera

fridu frono in godes munt heim zi comonne gisunt.

sizi, sizi, bina: inbot dir sancta maria.

……

Christus, die Immen sind geschwärmt! Nun fliegt wieder her, meine Tiere,

damit ihr im göttlichen Frieden, in Gottes Schutz gesund heimkommt.

Sitz, sitz, Biene: Das gebot dir die heilige Maria.

……

Aus der großen Zahl überlieferter Beschwörungsformeln seien die folgenden genannt: “Incantatio contra equorum egritudinem quam nos dicimus spurihalz” (Beschwörung der Pferdekrankheit, die wir Lahmen nennen); “Ad equum errehet” (gegen Gliedersteifheit des Pferdes); “Contra uermes pecus edentes” (gegen Würmer, die [das Innere] des Viehs zerfressen); Wiener Hundesegen; Straßburger, Bamberger, Milstätter, Trierer Blutsegen (zur Stillung einer Blutung) ; “Contra uberbein”; Weingartner Reisesegen; St.Galler Haussegen; Münchener Ausfahrtsegen (Bitte um Schutz und Waffenglück für den ausziehenden Krieger).

(s. Abrakadabra, Abraxas, Besprechen von Krankheiten, Exorzismus, Hax pax max Deus adimax, Segen, Zauberbücher, Zauberei)

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